Zahnoperationen: Replantation

Heilkundelexikon

Zahnoperationen: Replantation


D. Replantation, Implantation und Transplantation der Zähne.

Unter Replantation versteht man das Wiedereinsetzen eines (durch Extraction, Fall etc.) aus seiner Alveole entfernten Zahnes in dieselbe Alveole; unter Implantation das Einsetzen eines schon vor längerer Zeit von einer anderen Mundhöhle entnommenen oder auch eines künstlichen Zahnes in eine durch Extraction leergemachte oder künstlich hergestellte Alveole; unter Transplantation gewöhnlich das Einsetzen eines eben bei einem anderen Individuum extrahirten Zahnes in eine leergemachte Alveole.

Replantation und Transplantation sind Operationen, die schon seit sehr langer Zeit bekannt und geübt sind; in den früheren Jahrhunderten wurde die Transplantation ziemlich häufig ausgeführt in der Weise, dass besser situirte Patienten sich ihren kranken
Zahn extrahiren und dafür einen ent-sprechenden gesunden Zahn aus dem Gebiss einer anderen Person, die bereit war, gegen Entgelt einen Zahn zu opfern, in die entstandene Lücke ein-setzen Hessen, wo er dann durch Anbinden an die Nachbarzähne befestigt wurde und nach einiger Zeit meist einheilte. Heute wird die Transplantation in dieser Weise kaum mehr geübt.

Die Replantation findet eher einmal Verwendung. So werden wir, wenn ein Zahn durch einen Stoss, Schlag, Fall etc. aus seiner Alveole heraus-gebracht wurde, ihn in den meisten Fällen replantiren, d. h. nach voraus-gegangener Reinigung wieder in seine Alveole hineinstecken können und dürfen dann mit ziemlicher Sicherheit auf ein Wiederfestwerden hoffen. Auch wenn ein gesunder Zahn fälschlicherweise extrahirt wurde, kann die Replantation ausgeführt werden; einige üben sie auch aus bei kranken Zähnen, namentlich bei vorliegender Wurzelhauterkrankung in der Weise, dass die Canäle des Zahnes ausserhalb des Mundes (nach Abschneiden der Wurzelspitze) füllen und den Zahn dann wieder einsetzen. Ja manche gehen so weit, einen Zahn lediglich zum Zweck des leichteren Füllens bei schwer erreichbaren Höhlen zu extrahiren und nach dem Füllen wieder einzusetzen.

Die Implantation wurde vor mehreren Jahren von Amerika her (Younger) wieder besonders in Anregung gebracht und wird seitdem wieder etwas häufiger geübt; Younger bohrt, wenn eine natürliche (durch Ex-traction einer Wurzel etc.) leergewordene Alveole nicht vorhanden ist, nach Spaltung des Zahnfleisches und Periostes ein entsprechend grosses Loch in den Kiefer und steckt dann einen ausgewählten Zahn, der vor beliebig langer Zeit, selbst vielen Jahren, extrahirt worden, in die Alveole hinein. Er legt dabei nur Werth darauf, dass von der Wurzelhaut dieses Zahnes noch möglichst viel erhalten sein soll, weil er glaubt, dass eine Wiedervereinigung dieses Gewebes, auch wenn es noch so sehr ausgetrocknet sei, mit dem Knochenmark statthabe (!). Dass das nicht zu erwarten ist, liegt eigentlich auf der Hand; das Wiederfestwerden eines re-, trans- oder implantirten Zahnes erfolgt vielmehr immer nur in der Weise, dass von Seiten des Knochenmarks Granulationen gebildet werden unter gleichzeitiger Re-sorption eines Theiles der Wurzel, und dass diese Granulationen dann ver-knöchern, so dass nunmehr der Zahn ganz einfach mechanisch im neuge-bildeten Knochengewebe festgehalten wird. Immer spielt der Zahn hier die Rolle eines Fremdkörpers und übt als solcher einen gewissen Reiz auf die umgebenden Gewebe aus; so kommt es, dass das Knochenmark dann bestrebt ist, ihn allmählich auszustossen in der Weise, dass die Resorption der Wurzel im Laufe der Jahre erheblich zunimmt, so zwar, dass nach 3?ß Jahren gewöhnlich kaum noch etwas von derselben übrig ist und die Krone dann so lose wird, dass sie ausfällt oder extrahirt werden muss.

Die Prognose ist also in dieser Beziehung für alle eingepflanzten Zähne gerade keine besonders günstige, wenn sie auch anfangs sehr schön fest sitzen; nur in den Fällen, wo ein sonst gesunder Zahn durch Extraction oder ein Trauma aus der Alveole gelöst, aber sofort wieder hineingebracht wurde, scheint die Haltbarkeit für gewöhnlich eine bessere zu sein. Um die Resorption zu umgehen, hat man auch künstliche Zähne mit Porzellan-oder Metallwurzeln in den letzten Jahren implantirt; mit welchem Erfolge, lässt sich noch nicht recht übersehen.

Werden alte oder künstliche Zähne zur Implantation verwendet, so muss man jedenfalls für eine sorgfältige Sterilisation Sorge tragen, um der Gefahr einer Infection (eventuell Uebertragung von Syphilis etc.) vorzu-beugen; am besten ist hier Einwirkenlassen strömenden Wasserdampfes für je x/4?1/2 Stunde an drei aufeinanderfolgenden Tagen (im Sterilisator), während ein einfaches Einlegen in antiseptische Flüssigkeiten meist nur un-genügende Resultate giebt. Frisch extrahirte (aus der Alveole entfernte) Zähne bedürfen einer solchen Sterilisation nicht, nur muss man vermeiden, durch unnöthiges Anfassen mit den Fingern etc. die Wurzel zu verunreinigen. Wird ein Zahn zum Zwecke der Behandlung der Wurzel extrahirt, so hält man ihn am besten in der Zange fest oder wickelt ihn mit Ausnahme der Wurzelspitze ein kleines, mit 3/4%iger Kochsalzlösung angefeuchtetes Tuch, schneidet die Wurzelspitze ab, bohrt den Canal auf, füllt diesen (eventuell auch die Höhle) und bringt den Zahn dann nach kurzem Verweilen in einer 2?3°/0igen Borsäurelösung in die durch Ausspritzen mit lauwarmem Wasser oder einer dünnen antiseptischen Lösung (3°/0ige Bor-, 1?2°/o1'ge Carbol-säure, Wasserstoffsuperoxyd etc.) von Blut und eventuellen Verunreini-gungen befreite Alveole; auch hier, ohne ihn anders als an der Krone zu fassen (am besten mit der Zange).

Hält der Zahn nicht von selbst in der Alveole, so muss er befestigt werden, entweder indem man ihn mit Seidenfäden oder dünnem Silberdraht an die Nachbarzähne anbindet, oder indem man eine kleine Platte aus Kautschuk oder Metall fertigt, welche, mit erweichter Guttapercha ausgefüllt, auf die Zahnreihe gepresst wird (ähnlich wie beim Kieferbruchverband).

Bevor der Zahn nicht festgeworden, was meist in 2?3 Wochen der Fall ist, darf man die Befestigungsvorrichtung dann natürlich nicht abnehmen.


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