Zahnoperationen: Finieren

Heilkundelexikon

Zahnoperationen: Finieren


Erforderlich wird eine entsprechende Separation meist auch für das richtige Finiren der Füllungen, welchen hier noch ein paar Worte gewidmet sein mögen.

Wenn wir mit irgend einem Füllungsmaterial den Defect in gehöriger Weise ausgefüllt haben, so wird die Oberfläche der fertigen Füllung gewöhnlich noch einer besonderen Bearbeitung bedürfen. Es liegt auf der Hand, dass eine gut finirte Füllung, bei der nichts übersteht, alle Ränder glatt und genau schliessen, ceteris paribus besser ihren Zweck erfüllen wird als eine schlecht polirte. Denn auf einer mangelhaft glatten Oberfläche werden sich leicht Speisetheilchen festsetzen, Gährungsvorgänge sich abspielen, und wenn auch die Füllung selbst dadurch nur wenig oder nicht angegriffen wird, so werden es doch die Cavitätenränder und der Nachbarzahn; ist eine Füllung vollkommen glatt und spiegelblank, so kann sich kaum etwas festsetzen und lässt sich jedenfalls leicht und sicher entfernen. In besonderem Masse gilt das Gesagte von den Halspartien der Füllung, die gewöhnlich in besonders starker Weise vernachlässigt werden; jeder, wenn auch noch so kleine überstehende Theil muss hier nothwendig als Reiz für das Zahnfleisch, beziehungsweise der Wurzelhaut wirken, es wird Schwellung, Röthung, Eiterung eintreten und eventuell eine neue Cavität unter der Füllung entstehen Füllungen auf der Kaufläche (Gold, Amalgam, Zinngold) finirt man am besten durch Abschleifen mit den Finirbohrern, wie wir sie auch zum Glätten
der Ränder der Cavität benützen (s. pag. 322). Runde und birnförmige Finirer werden dabei am meisten in Betracht kommen; um allen Fällen gerecht werden zu können, sind natürlich verschiedene Grossen erforderlich. War das Material gut condensirt, so resultirt beim Abschleifen mit dem Finirer schon eine gute Politur; will man letztere noch erhöhen, so erreicht man das am besten mit kleinen, auf einem besonderen Träger in die Bohrmaschine eingesetzten Polirhölzern und etwas Bimsteinpulver, mit Wasser oder Glycerin angefeuchtet. Für grössere Füllungen eignen sich mehr kleine Corundsteine in ihren verschiedenen Formen, die man beim Gebrauch durch öfteres Eintauchen in Wasser nass erhält. Den Schluss des Finirens kann, nach Abschleifen mit Bimsteinpulver, zweckmässig die Anwendung eines kleinen Gummikegels oder Filzrädchens (von ähnlicher Form wie die Polirhölzer oder Corundrädchen) mit etwas Kreide oder Pariser Roth machen. Etwas weniger einfach ist das Finiren der Füllungen an Approximal-flächen, weil hier meist der ganze Zwischenraum zugebaut und deshalb nur schwer mit den Finirmitteln anzukommen ist. Es empfiehlt sich in solchen Fällen, zunächst einmal mit einem dünnen, aber ziemlich steifen spateiförmigen Instrument zwischen die betreffenden Zähne einzugehen; hierdurch wird ein, wenn auch kleiner Zwischenraum geschaffen und zugleich das Material am Zahnhalse noch etwas condensirt, namentlich wenn es sich um noncohäsive Füllungen handelt. Man kommt mit einem solchen Instrument selbst bei sehr gedrängt stehenden Zähnen doch ganz gut zwischen dieselben und kann meist soweit auseinanderdrängen, um dann eventuell mit dünnen Schmirgelbändern (Strips) weiter arbeiten zu können. Ist das nicht der Fall, ist der nöthige Zwischenraum auf diese Weise nicht oder nur unvollkommen zu erreichen, so muss es mit einer feinen Separirsäge oder ganz feinen Separirfeilen hergestellt und durch Einlage von Watte oder Gummi erweitert werden.

Die Halspartien der Füllungen lassen' sich oft ausserordentlich leicht und schnell finiren, indem man den Ueberschuss mit einer dünnen, aber steifen und scharfen Lanzette wegschneidet; nur muss man dabei darauf achten, dass man nach den Cavitätenrändern zu, nicht von ihnen nach der Füllung hin schneidet, um einen guten Schluss zu behalten und nicht das Material vom Rande wegzudrücken. Man kommt so meist sehr viel schneller zum Ziele als bei Verwendung von Strips an diesen Partien, namentlich wenn man nicht recht schmale Bänder zur Hand hat; nur mit solchen gelingt es überhaupt, gründlich bis unter das Zahnfleisch zu kommen, ohne die ganze Breite der Füllung gleichzeitig mit abtragen zu müssen.

Den gleichen Zweck (Finiren der Halspartien) dienen auch ganz feine sogenannte Finirfeilen in ihrer mannigfachen Form und Biegung. Für Füllungen auf den labialen und buccalen Flächen und am Zahnhalse eignen sich endlich flammenförmige und spitze Finirbohrer; sie sind mitunter geradezu unentbehrlich, wenn die Füllung zugleich auf die Approximalfläcben hinüberreicht, nur dürfen sie nicht allzu schmal sein, da sie sonst zu wenig schneiden. Auch die mit der Bohrmaschine in Rotation zu setzenden Papierscheiben sind hier mit grossem Vortheil zu verwerthen, namentlich die gröberen Sorten (Schmirgelleinen, Schmirgelpapier), während die feineren Sorten (Glaspapier, Sandpapier, Cuttle fish paper) mehr beiApproximal-füllungen am Platze sind, wo sie nicht so viel Raum beanspruchen. Zur eigentlichen Politur verwenden wir dann auch hier kleine Gummiräder und Gummischeiben, oder auch Lederscheiben mit etwas Schlemmkreide oder Pariser Roth, eventuell den Polirstahl oder Polirer für die Bohrmaschine. Füllungen aus Glas und Porzellan müssen stets so genau gearbeitet sein, dass ein Finiren der eincementirten Füllung überflüssig.


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