Zahnoperationen: Zahnstein

Heilkundelexikon

Zahnoperationen: Zahnstein


C. Die Entfernung des Zahnsteins und die Beseitigung von Verfärbungen an und im Zahngewebe.

Die Entfernung des weissen Zahnbelages erfordert keine andere Behandlung als die etwas energische Anwendung der Zahnbürste von Seite des Patienten selbst unter Benutzung eines Zahnpulvers. Der eigentliche Zahnstein dagegen muss von Zeit zu Zeit (je nach dem Grade, in dem er sich anhäuft, vielleicht jährlich 1?2mal) mit Hilfe dazu geeigneter Instrumente entfernt werden; eine Massnahme, die deshalb nothwendig ist, weil sonst das Zahnfleisch in Entzündung überzugehen pflegt, eventuell Schmerzen entstehen, die Zähne locker werden und der mangel-haften Reinigung halber auch leichter zu Caries prädisponiren. Sind nur geringfügige Zahnsteinansammlungen da, so bedient man sich zu ihrer Entfernung vortheilhaft kleiner Excavatoren und Schmelzmesser.
 Fig. 78: Reinigungs-Instrumente
Fig. 78: Reinigungs-Instrumente

Grössere Partien (oft ist mehr Zahnstein vorhanden, als die Zähne an Masse ausmachen!) entfernt man vorher zweckmässig durch Abstossen mit einem geraden oder gebogenen Schmelzmesser oder durch Abschaben mit den in Fig. 78 abgebildeten Zahnreinigungsinstrumenten.
 Fig. 79: Polierhölzer
Fig. 79: Polierhölzer

Die bei dem Abkratzen, respective Abstossen noch zurückbleibenden letzten kleinen Partikelchen entfernt man dann zweckmässig durch Abreiben mit einem kleinen zugespitzten Hölzchen und einem Brei aus Bimsteinpulver und
Wasser. Auch sogenannte Polirhölzer für die Bohrmaschine (Fig. 79)
Fig. 80: Reinigungspinsel
Fig. 80: Reinigungspinsel

sind hierzu recht geeignet; noch besser kleine Bürstchen, die ebenfalls durch die Maschine in Rotation versetzt werden (Fig. 80).

Chemisch wirkende Mittel (Salz-säure etc.) sollten hier nie in Anwen-dung gebracht werden.

Der grüne Zahnbelag lässt sich mit Instrumenten nur ausser-ordentlich schwer entfernen, mit ver-dünnten Mineralsäuren (10%iger Salz-säure etc.) dagegen im Momente der Einwirkung. Diese werden deshalb von Unberufenen häufig in leichtfertigster Weise verwendet, was sehr zu ver-urtheilen ist, da die Zähne dabei aus serordentlich leiden. Soll Säure ver-wendet werden, so sind immer nur minimale Mengen mit einem Hölzchen oder Wattebäuschchen zu appliciren und nach Verschwinden der Verfärbung sofort neutralisirende Mittel aufzubringen (Natr. bicarb. etc.). Empfehlens-werther ist es für den allgemeinen Gebrauch, die Verfärbung durch Ab-schleifen mit dem eben genannten Hölzchen und Bimsteinpulver, eventuell mit kleinen Carborundumrädchen oder Sandpapierscheiben zu beseitigen.

Dabei werden auch kleine Grübchen und Furchen geglättet, die den Ansatz der Beläge besonders begünstigen. Für metallische Beläge gilt das Gleiche.

Das Bleichen der Zähne. Nicht selten kommt es vor, dass ein Patient wünscht, einen aus irgend welcher Ursache missfärbig (grau, blau-schwarz etc.) gewordenen
Zahn »gebleicht« zu haben.
Tritt die Verfärbung eines Zahnes einfach als Begleiterscheinung eines vorgeschrittenen cariösen Processes an demselben auf, so erfordert dies noch nicht die Anwendung eines Bleichmittels; die Verfärbung verschwindet, sobald alles cariös entartete Gewebe mit Excavator und Bohrer entfernt ist. Rührt die Verfärbung dagegen her von einer zerfallenen oder verjauchten Pulpa, oder von einer Durchtränkung des Dentins mit Blut von Seiten der durch irgend welche äussere Einwirkung (Stoss, Schlag, Fall etc. auf den Zahn) verletzten Pulpagefässe, respective den Zersetzungsproducten des ausge-tretenen Blutes (rosenrothe Verfärbung), so erfordert dies die Anwendung chemisch bleichender Mittel, um die normale Farbe des Zahnes wieder her-zustellen.

Soweit es mit der zur Bleichung erforderlichen Dauer der Einwirkung des Mittels vereinbar ist, sollte der betreffende Zahn immer unter Cofferdam gebracht werden, um eine schädigende Einwirkung desselben auf die Weich-theile des Mundes zu verhüten; muss das Mittel länger einwirken, so sucht man durch guten Verschluss der Höhle eine solche Nebenwirkung zu ver-meiden.

Als Bleichmittel für verfärbte Zähne sind eine ganze Reihe chemischer Agentien in Vorschlag gebracht worden. Leider ist fast bei keinem der in Gebrauch befindlichen Mittel die Wirkung eine nachhaltige; in den meisten Fällen kehrt nach einiger Zeit die Färbung wieder zurück und erfordert dann abermals die Anwendung des Bleichmittels. Wir verwenden: 1. Wasserstoffsuperoxyd, H202. Man bringt ent-weder ein damit befeuchtetes Wattebäuschchen in die Pulpenkammer (nach-dem zuvor wie bei Verwendung auch der anderen Präparate der Wurzel-canal behandelt und gefüllt wurde) oder aber, man lässt es sich im Zahne selbst entwickeln, indem man etwas Bariumsuperoxyd mit Wasser befeuchtet einbriogt und dann mit einem in verdünnte (10°/0ige) Salzsäurelösung ge-tauchten Wattebäuschchen bedeckt. Nach der Gleichung
Ba02 + 6H20 + 2 HCI = Ba Cl2 + 6 H2 0 + H2 02
entwickelt sich dann Wasserstoffsuperoxyd, welches gerade bei der Ent-stehung an organische Gewebe leicht Sauerstoff abgiebt und dadurch bleichend wirkt. Die Behandlung muss meist einigemale wiederholt werden, bis Erfolg auftritt. Nächst dem H^Oa findet vor allem 2. Chlor Verwendung. Man bringt zu diesem Zweck etwas Chlorkalk in die Pulpenkammer, legt ein mit 10%iger Essigsäure getränktes Wattebäuschchen darüber und verschliesst die Höhle dann schnell mit Mastixwatte, um das frei werdende Chlor nicht entweichen zu lassen. Es ist vortheilhaft, hierbei den Cofferdam auch die Nase des Patienten bedecken zu lassen. 3. Eine Mischung aus Natriumsulfit 100 und Borsäure 70 Theile. In den Zahn eingebracht und befeuchtet, entwickelt sich hieraus schweflige Säure. Weiterhin wird 4. empfohlen, Krystalle aus Chloraluminium in die Cavität zu bringen und dort mit einem in Wasserstoffsuperoxyd getauchten Wattebäuschchen zu bedecken.

Nach etwa 5 Minuten soll die Cavität mit Boraxlösung ausgewaschen und endlich mit einem hellen Cement gefüllt werden.

Ganz neuerdings wird dann noch 5. das Natrium hyperoxydatum, Na2 02, empfohlen, ein weisses Pulver, welches sich in
Wasser leicht löst, wobei dann eine Zerlegung in Wasserstoffsuperoxyd und Natriumhydroxyd stattfindet. Zur Anwendung gelangt eine 40?50%ige Lösung, die man auf einem Bäuschchen Asbestwolle einbringt und einige Minuten wirken lässt, worauf man zweckmässig noch eine Spur verdünnter Salzsäure zusetzt, um die Entwicklung von Wasserstoffsuperoxyd zu verstärken.

Nach erfolgtem Bleichen füllt man den Zahn dann in der gewohnten Weise, am besten vorerst mit Cement, um die Füllung leicht wieder ent-fernen zu können, wenn eine Wiederholung des Bleichens nothwendig wird. Hat man sich überzeugt, dass der Zahn längere Zeit hindurch hell geblieben ist, so kann man dann eventuell dauerhafter füllen.


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