Zahnoperationen: Untersuchung

Heilkundelexikon

Zahnoperationen: Untersuchung


Er kann sehr wohl auch die halbjährig vorzunehmende Revision der Zähne bewirken, auf die ganz besonderes Gewicht zu legen ist. Naturgemäss lassen sich entstandene Defecte leichter wieder restituiren, wenn sie noch klein sind; ist die Caries erst einmal so weit vorgeschritten, dass der hohle Zahn Schmerzen gemacht hat, dann wird der Gang zum Zahnarzt dem Patienten natürlich schon ein schwererer.

Es erscheint deshalb angebracht, der Untersuchung der Mundhöhle hier einige Worte zu widmen.

Man kann die Untersuchung der Zahnreihen ausführen einmal durch einfache^ Hineinsehen in die geöffnete Mundhöhle (Adspection), wobei man die Lippen, Mundwinkel, Wangen durch einen oder mehrere Pinger oder geeignete Instrumente (Spatel, Mundspiegel etc.) zur Seite schiebt. Bei einiger Uebung kann man hierbei schon sehr viel sehen, sich vor allen Dingen über den Gesammtzustand des betreffenden Gebisses orientiren und eine Ansicht über einen jeweiligen Erkrankungsfall bilden.

Zur genaueren Untersuchung namentlich mehr versteckt liegender Stellen bedient man sich eines kleinen Concavspiegels (Fig. 88), unseres unentbehrlichsten Hilfsmittels; man findet mit seiner Hilfe schon sehr leicht verfärbte Stellen, namentlich auch an den Approximalflachen der Zähne auf. Der Spiegel wirkt dabei als Reflector, indem er sonst wenig beleuchtete Stellen recht intensiv erhellt; dann gestattet er aber auch die Betrachtung solcher Stellen im Spiegelbilde, welche einer directen Blickrichtung nicht zugänglich sind.

Den Schluss der Untersuchung macht das sorgfältige Abtasten aller Zahnflächen mit sogenannten Exploratoren, kleinen, recht dünn und spitz gearbeiteten Instrumenten in verschiedenen Biegungen (s. Fig. 89), mit denen man sehr leicht in alle engen Spalten hineinkommen kann. Namentlich auch die Kauflächenfissuren sollten immer mit diesen Instrumenten und nicht blos mit einem Excavator, der immer verhältnissmässig dick ist, untersucht werden; gar nicht selten finden sich gerade an jenen Stellen recht beträchtliche Höhlen im Schmelze und Zahnbein, wo äusserlich die Fissur des betreffenden Zahnes ziemlich unversehrt aussieht. Die Spitzen der Exploratoren müssen recht fein, dabei aber auch recht hart und spitz sein.
Fig. 89: Exploratoren
Fig. 89: Exploratoren


Sehr wichtig ist auch die Betrachtung der Farbe der Zähne, respec-tive bestimmter Stellen derselben. Wenn ein
Zahn im ganzen bläulich oder schwärzlich verfärbt ist, so kann man ohne weiteres annehmen, dass er auch nicht gesund ist, und wenn man an der Approximalfläche ein bläulich-weisses, kreidiges Aussehen des Schmelzes constatiren kann, so darf man auch ziemlich sicher sein, beim genauen Nachfühlen schon den ersten Grad der Caries zu finden, bei welchem der Schmelz in eine opake brüchige Masse verwandelt wird. Sehr häufig sieht man auch am Rande der Kaufläche der Bicuspidaten, namentlich nach den Approximalflächen hin, eine etwas kreidig oder bläulich verfärbte Partie, die sich in Farbe kaum von der des Zahnes abhebt; man kann dann in der grossen Mehrzahl der Fälle sicher sein, beim genauen Nachfühlen (eventuell nach Wegschlagen des Schmelzes) eine mit-unter schon recht beträchtliche Höhlung an der Approximalfläche zu finden. Cariöse Höhlen an den Approximalflächen lassen sich oft durch gewachste Seidenfäden auffinden. Wenn der Faden beim Versuch, ihn zwischen zwei Zähnen hochzuziehen, hängen bleibt oder reisst, so sind sicher cariöse Stellen, wenn auch von geringer xlusdehnung, vor-handen, die dann mit ihren scharfen Rändern den Faden zerschneiden.

In Fällen endlich, wo man trotz Anwen-dung aller dieser Untersuchungsmethoden doch nicht recht Aufschluss bekommen kann, ob an einer bestimmten Stelle Caries vorhanden ist oder nicht, kann man sich dann noch in der Weise helfen, dass man die betreffenden Zähne etwas auseinanderdrängt (separirt). Man klemmt zu diesem Zweck ein Stückchen Gummi, Watte, Holz oder dergl. auf 1?2 Tage in den Zwischenraum zwischen beiden Zähnen, wie wir das früher schon genauer besprochen haben, und hat nach dieser Zeit, wenn die genannten Materialien durch ihre Elasticität, respective durch Aufquellen sich ausgedehnt haben, meistens soviel Platz, um bequem und vor allem genau auch an den Approximalflächen untersuchen zu können.

Sind cariöse Stellen vorhanden, so ist ihre Behandlung einzuleiten (cfr. Artikel Zahnoperationen).

Eigentlich selbstverständlich ist auch, dass dann, wenn Zähne verloren gegangen, für Ersatz gesorgt wird. Gar manche Verdauungsbeschwerden würden von selbst verschwinden, wenn der Patient in den Stand gesetzt würde, seine Nahrung wieder ordentlich durch Kauen für die Verdauung vorbereiten zu können.

Auch der Ersatz ist gewöhnlich sehr viel leichter und damit zufrieden- stellender herzustellen, je früher der Patient zur Behandlung kommt. Haben sich erst infolge jahrelangen Fehlens von Zähnen ihre Antagonisten ver- längert und schiefgestellt, so wird die Anfertigung der Prothese natürlich dadurch recht erschwert.


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