Zahnoperationen: Putride Pulpa

Heilkundelexikon

Zahnoperationen: Putride Pulpa


Die Behandlung von Zähnen mit putrider Pulpa.
Wir kommen nunmehr zur Betrachtung solcher Fälle, wo das Pulpengewebe zerfallen ist, ohne dass jedoch das periapicale Gewebe (die Wurzelhaut und das Knochenmark) schon inficirt wäre.

Zunächst drängt sich dabei die Frage auf, wie soll man ein solches Vorhandensein oder Nichtvorhandensein einer Infection an der Wurzelspitze feststellen?

Ist der
Zahn bei Percussion in der Längsrichtung sowohl als beim Anklopfen in querer oder schräger Richtung unempfindlich, sind auch sonst keine Schmerzen da und ist das Zahnfleisch in der Gegend der Wurzel-spitze nicht geröthet und auf Druck nicht empfindlich, so kann man eine Infection über das Foramen hinaus wohl ausschliessen, wenn auch die Pulpa selbst ganz zerfallen ist. Nach dem Ausfall dieser Untersuchung richtet sich auch die Entscheidung der Frage, wie lange die Behandlung dauern wird; nur bei völligem Ausschluss einer periapicalen Infection kann man den Zahn, beziehungsweise die Wurzelcanäle in der ersten Sitzung gleich füllen. Schreitet man in solchen Fällen zur Behandlung, so muss man vor allem das Augenmerk darauf richten, nicht etwa jetzt erst noch eine Infection, die vorher nicht da war, herbeizuführen. Die zerfallene Pulpa repräsentirt sich uns in den allermeisten Fällen als eine halbflüssige Masse, von der nur allzu leicht kleine Partikelchen durch das Foramen apicale hindurchgepresst werden können, wenn man nicht mit der grössten Vorsicht zuwerke geht. Wir arbeiten in solchen Fällen im Wurzelcanal wie in einem beiderseits offenen, mit Flüssigkeit gefüllten Röhrchen; üben wir an dem einen Ende einen auch nur schwachen Druck auf die Flüssigkeit aus, so wird diese zum Theil am anderen Ende herausquellen; auf den Zahn angewendet, würde das heissen, dass bei Druck von der Pulpahöhle aus die Flüssigkeit also zum Pericement gelangen müsste. Leider nur zu selten wird aber ein solches Durchpressen keinen weiteren Nachtheil bringen: wir müssen im Gegentheil meist recht unangenehme Folgeerscheinungen erwarten, da wir es in der durchgepressten Flüssigkeit so gut wie immer mit äusserst infectiösen Substanzen zu thun haben; nicht nur mit Bakterien selbst, sondern ganz besonders mit ihren Stoffwechselproducten (Ptomainen etc.), die in äusserst hohem Grade reizend und infectiös (entzündungserregend) wirken.

Wir dürfen also nur unter Beobachtung aller Vorsichtsmassregeln in die Canäle eingehen, vor allem unter Vermeidung jedes, auch noch so geringen Druckes; ganz besonders dürfen wir, wie schon vorher bemerkt, nicht zu viel
Watte auf die Nadel wickeln, da wir sonst ganz besonders Gefahr laufen, den Inhalt des Canales gewissermassen durchs Foramen hindurch zu spritzen, indem die mit Watte umwickelte Nadel wie ein mehr oder weniger gut schliessender Spritzenstempel wirkt.

Lege artis würde man so vorzugehen haben: Mit einem Bäuschchen Fliesspapier trocknet man, nachdem die Höhle gereinigt, die Eingänge zu den Canälen sorgfältig ab, um möglichst viel von der Flüssigkeit aus den Canälen zu saugen; es gelingt dann nachher viel leichter, die festeren Partikelchen aus den Canälen herauszuschaffen, auch ist die Gefahr nicht mehr so gross, etwas von dem Canalinhalt durch das Foramen zu treiben, wenn der Canal nur mehr zum Theil ausgefüllt ist. Dann erst werden die Canal-eingänge in der üblichen Weise erweitert. Um die etwas mehr consistenten Theile herauszuschaffen, geht man nur ganz vorsichtig und erst beim mehrmaligen Eingehen tiefer dringend mit einer ganz dünnen Nadel, die mit nur wenigen Fasern Watte umwickelt ist, in den Canal ein; die schmierigen Partikelchen haften an der Watte sehr gut und lassen sich so unter leicht drehenden Bewegungen schnell und sicher entfernen. Auch mit den sogenannten Donaldson'schen Nervnadeln kommt man hierbei meist gut zum Ziel; es sind dies ganz feine, federharte Nadeln mit einem scharfen Haken an der Spitze. Sind consistentere Theile nicht mehr vorhanden, so kann man den Rest der flüssigen Masse auch ganz gut mit kleinen Papierspitzen (ein kleines dreieckiges Stück ganz dünnen Fliesspapieres wird zu einer festen dünnen Spitze gerollt) auftrocknen, welche sich dem Verlaufe der Canäle gut anpassen; oder aber, man nimmt auch hierzu die dünnen, mit ganz wenig Watte umwickelten Nadeln. Immer muss man dabei sehr vorsichtig sein, absolut keinen Druck auszuüben, sondern mit den feinsten Instrumenten und mit feinstem Gefühl zu arbeiten; ein Fehler bei dem mechanischen Theil dieser Behandlung lässt sich nie, wie wohl mancher glaubt, durch nachherige, ausgiebigere Anwendung eines kräftigen Anti-septicums wieder gut machen in der Hoffnung, dass hierdurch die eventuell durchgepressten infectiösen Massen nachträglich wieder unschädlich gemacht werden können.

Auf Nichtbeachtung dieser Vorsichtsmassregeln sind jedenfalls auch zum grössten Theile die vielen Misserfolge zurückzuleiten, über die so viel geklagt wird von Seiten derer, die sich in der Behandlung solcher Zähne versuchten. Peinlichste Vorsicht und viel (Geduld sind erforderlich, wenn man einen Misserfolg in Gestalt einer durch unrichtige Behandlung herbeigeführten Pericementitis vermeiden will; wer glaubt, schneller zum Ziel zu kommen, wenn er gleich mit recht viel Watte und gleich recht tief in den Canal eingeht, in der Absicht, dadurch recht viel auf einmal aus dem Canal herauszuschaffen, irrt sich gewaltig; der wird am schnellsten mit seiner Wurzelbehandlung fertig werden, welcher am langsamsten dabei vorgeht.

Das Entfernen des Canalinhältes ist mitunter eine recht harte Geduldprobe; man muss vielemale mit der Nadel eingehen, ehe alles aufgesaugt ist, beziehungsweise ehe die letzteingeführte Watte wieder so rein heraus- kommt, als wie sie eingeführt wurde. Erst dann, wenn letzteres der Fall ist, wenn man also die Gewähr hat, dass der Canal mechanisch vollkommen gereinigt ist, darf man ein Antisepticum einbringen, um den Canal zu sterilisiren; als Träger des Antisepticums dient dabei zweckmässig wieder die mit ein wenig Watte umwickelte Nadel.

Welche von den antiseptischen Mitteln im vorliegenden Falle in Verwendung genommen werden sollen, ist wieder eine Frage, über deren Beantwortung man sich immer noch nicht einigen kann. Während die einen der Carbolsäure und den ähnlich wirkenden Antisepticis entschieden den Vorzug geben, wollen andere von allen Mitteln, welche Eiweiss coaguliren machen, nichts hören und halten nur die Anwendung solcher Stoffe, welche diese Eigenschaften nicht besitzen, für richtig, vor allem die Anwendung der ätherischen Oele. Sie gehen dabei von der Ansicht aus, dass nicht blos der etwa restirende Inhalt des Wurzelcanales selbst, sondern auch der Inhalt der Dentincanälchen sterilisirt werden müsse, da er aus organischer Substanz bestehe und folglich fäulnissfähig sei. Fäulnissbakterien würden (bei vorherigem Zerfall der Pulpa) von dem Wurzelcanal aus in die Zahnbeincanäl-chen hineinwuchern und so eventuell später, nach der Füllung des Canales, eine Zersetzung der Zahnbeinfasern bewirken können, deren Producte dann durch die Verzweigungen der Canälchen und die Saftlücken des Cementes hindurch auf das Pericement einzuwirken imstande seien. Auf diese Weise müsse das Auftreten von Pericementitis an Zähnen erklärt werden, bei welchen vor Jahren die Wurzelcanäle behandelt und die nun anscheinend ohne alle Ursache auf einmal wurzelhautkrank wurden. Man glaubte, dass bei der Anwendung der eiweisscoagulirenden Mittel wohl die Wurzelcanäle sterilisirt, nicht aber auch die schon in den Fibrillen vorhandenen Fäulnisskeime abgetödtet worden seien, da die Substanz derselben, wenn coagulirt, ein Vordringen des betreffenden Antisepticums nicht gestattet. Die ganze schöne Theorie ist aber eitel Phantasie. Einmal ist die Masse von organischer Substanz in den Zahnbeincanälchen viel zu gering, um wirklich erheblich in Betracht zu kommen, und ist weiterhin gar nicht daran zu denken, dass die etwa aus ihnen hervorgehenden Fäulnissproducte auf dem langen Wege durch die Canälchen, ihre engen Verzweigungen und die Cementschicht hindurch bis zur Wurzelhaut vordringen könnten; auch ist in Wirklichkeit ein solches Vordringen der Bakterien bis zu beachtenswerther Tiefe niemals mikroskopisch nachgewiesen worden; man findet Bakterien wohl bis zur Tiefe, die wenigen Bruchtheilen eines Millimeters entspricht, niemals aber etwa bis zur Cementgrenze oder darüber hinaus. Endlich haben auch die vielen Versuche an extrahirten Zähnen gezeigt, dass gerade die Aetzmittel mit ihrem Coagulationsvermögen, wie Chlorzink, Sublimat, Carbol etc. es sind, welche entschieden am schnellsten in das Gewebe eindringen, viel schneller als die ätherischen Oele. Es liegt also nicht der geringste Anlass vor, hier von der Verwendung der erstgenannten kräftigen Antiseptica Abstand zu nehmen, zu Gunsten der weniger kräftig wirkenden ätherischen Oele. Denn kräftige Mittel sind hier am Platze, wo wir uns eventuell auf die ergiebige einmalige Anwendung des Mittels verlassen können müssen; handelt es sich späterhin um eine permanente Einlage in einen nicht mehr septischen Wurzelcanal, wobei es weniger auf eine momentan kräftige antiseptische Wirkung als auf ein längeres, wenn auch schwächeres Verhalten einer solchen ankommt, so verdienen wohl die weniger leicht löslichen, schwerer diffusiblen ätherischen Oele, besonders Zimmtöl und Nelkenöl, die ja schliesslich auch eine nicht zu unterschätzende kräftige antiseptische Wirkung haben, den Vorzug. Im vorbesprochenen Falle würden wir also, nachdem die mechanische Reinigung des Wurzelcanales (respective der Canäle) beendet ist, dieselben mit einem kräftigen Antisepticum, etwa concentrirter Carbolsäure, 2?5°/0iger alkoholischer Sublimatlösung (bei hinteren Zähnen), concentrirtem Lysol oder dergleichen auswischen, beziehungsweise die Canäle damit anfüllen und so dem Mittel Gelegenheit geben, einige Minuten seine volle Wirkung zu äussern. Einer direct sich dann anschliessenden Füllung der Canäle steht dann nichts entgegen, wenn man sicher ist, dass eine Infection des peri-apicalen Gewebes noch nicht erfolgt war und auch nicht etwa durch die Behandlung selbst herbeigeführt wurde; liegen irgendwelche derartige Befürchtungen vor, so empfiehlt es sich auf jeden Fall, lieber erst provisorisch zu füllen und den Zahn einige Zeit (wenigstens eine Woche lang) zu beobachten.

Auf einen Umstand mag hier noch kurz hingewiesen werden. So sehr es angezeigt ist, eine recht gründliche Sterilisation des Canales nach vollendeter mechanischer Reinigung zu bewerkstelligen, so muss man doch auch darauf bedacht sein, nicht durch allzu energische Verwendung der starken Antiseptica Schaden zu stiften dadurch, dass wir eine Verätzung des periapicalen Gewebes zustande kommen lassen. Bei oberen Zähnen ist das kaum zu befürchten, wenn nicht gerade das Foramen apicale sehr weit ist; bei unteren Zähnen dagegen kann, wenn man den Canal mit einem Antisepticum anfüllt, das Mittel sehr leicht auch durch ein enges Foramen durchdringen und die Wurzelhaut verätzen. Die Erscheinungen sind dann ähnlich wie oben bei Gelegenheit der Besprechung der Sublimatpastillenbehandlung angegeben, d. h. es treten, nachdem vielleicht im Momente der Einwirkung ein kurz vorübergehender stechender Schmerz da, nach einigen Stunden die Vorboten einer Entzündung der Wurzelhaut ein, die sich dann eventuell zur wirklichen Pericementitis ausbilden und einige Tage anhalten kann. Es hält meist schwer, solche Fälle von jenen zu unterscheiden, die im Gefolge einer Infection bei der Canalbehandlung auftreten; nur der Ausgang der Äff ection giebt dann meist Aufschluss: während dann, wo nur durch die chemischen Agentien eine Verätzung herbeigeführt wurde, es nicht zur wirklichen Entzündung mit Eiterbildung kommt, ist dies wohl durchweg der Fall, wenn infectiöse Stoffe mit der Wurzelhaut in Contact gebracht wurden.

Die Behandlung der Zähne bei Erkrankungen der Umgebung. Wir betrachteten im vorigen Capitel jene Fälle, wo es trotz Vorhandenseins einer zerfallenen Pulpa doch noch nicht zu einer Infection des periapicalen Gewebes gekommen war. Hier haben wir dann zunächst den Fall zu berücksichtigen, wo eine solche (beginnende) Infection des Gewebes in der Umgebung der Wurzelspitze (beginnende Pericementitis) vorliegt. Mit einer einmaligen Behandlung kommen wir dann nicht mehr aus.

Die Zeichen der beginnenden Infection haben wir oben schon kennen gelernt: der Zahn ist bei Percussion, ebenso beim Beissen oder beim Versuch zu essen empfindlich, das Zahnfleisch über der Wurzelspitzenpartie etwas geröthet und auch auf Fingerdruck leicht schmerzhaft.

Die Behandlung des Zustandes deckt sich zunächst genau mit der für den vorigen Fall beschriebenen, nur müssen wir womöglich noch vorsichtiger zuwerke gehen als dort, denn wenn da das periapicale Gewebe durch die beginnende Infection in seiner Widerstandsfähigkeit herabgesetzt ist, wird es auf eingebrachte (vom Wurzelcanal aus bei der Behandlung durch-gepresste) Entzündungsreize noch viel rascher und leichter reagiren als im normalen Zustande. Recht sorgfältiges und allmähliches Reinigen des Canales von seinem Inhalt ist deshalb hier ganz besonders geboten.

Gründliche Sterilisation muss sich der beendeten Reinigung anschliessen, doch empfiehlt es sich nicht, gleich in der ersten Sitzung dann auch die Füllung des Wurzelcanales folgen zu lassen; man thut im Gegentheil gut, den Canal noch nicht allzu fest zu verstopfen, denn in der Mehrzahl der Fälle spielen sich nachher doch im Wurzelende des Canales Fäulnissvorgänge ab, bei denen vor allem auch gasige Producte entwickelt werden, welche bei festem Verschluss des Canales einen Druck auf das periapicale Gewebe auszuüben imstande sind, was natürlich eine Steigerung der entzündlichen Reizung der Wurzelhaut und das Auftreten von Schmerzen im Gefolge hat: »der Zahn verträgt die Füllung noch nicht«, wie die gewöhnliche Klage des Patienten lautet.

Man kann dem leicht vorbeugen, wenn man, wie gesagt, nicht in der ersten Sitzung zu fest verschliesst. Am besten geht man so vor, dass man nach Reinigung des Canales diesen mit Carbol (concentrirt) vollpumpt, nun ein ziemlich grosses Wattebäuschchen, ebenfalls mit Carbol befeuchtet, in der Pulpenkammer unterbringt und dann erst mit Fletchercement verschliesst; es ist dann genügend Raum im Canal und in der Watte, in dem sich eventuell t entstehende Gährungsgase vertheilen können, so dass ein Druck auf das Peri-cement vermieden wird. Schmerzen treten bei diesem Vorgehen kaum je auf, sehr häufig dagegen, wenn man so verfährt, dass man blos etwas Watte mit Carbol in den Canal legt und die ganze Höhle des Zahnes mit Fletcher ausfüllt. Auch hat ein solches Verfahren den Vorzug, viel von dem Antisepticum im Wurzelcanal zu haben, welches dann die Wände des Canales ordentlich im-prägniren kann. Eine Wirkung über das Foramen hinaus braucht nicht gefürchtet zu werden; im Gegentheil, wir werden sie direct erhoffen, weil wir eine Beeinflussung im Sinne einer Entzündungshemmung davon erwarten dürfen.

Eine Wiederholung der antiseptischen Einlage in zweiter und eventuell folgender dritter Sitzung genügt meist als Behandlung solcher Fälle; die entzündliche Reizung des periapicalen Gewebes geht dabei in wenigen Tagen zurück, weil ja vor allem die Ursache in Gestalt der zersetzten Pulpa entfernt ist, und der Füllung des Wurzelcanales und Zahnes steht dann nichts mehr im Wege. Eventuell kann man auch, wie im vorigen Fall, erst auf acht Tage provisorisch füllen.

Wird eine beginnende Infection des periapicalen Gewebes nicht behandelt, so kommt es zur acuten Wurzelhautentzündung, beziehungsweise Eiterung und Bildung eines Abscesses mit den bekannten Begleiterscheinungen (dicke Backe etc.).

Die erste Indication bei der Behandlung besteht dann immer im Freimachen eines Abflussweges für die gebildeten Entzündungsproducte. Wo es also angeht, werden wir die Pulpenhöhle eröffnen und eventuell noch vorhandene Reste der abgestorbenen Pulpa entfernen; ist diese schon ganz zerfallen und haben wir Grund zur Annahme, dass schon Eiterbildung über der Wurzelspitze eingetreten ist, so genügt es vorerst auch, die Passage durch das Foramen apicale freizumachen (mit einer feinen, nicht gezahnten Nervnadel durch dieses hindurchzustossen), um so dem Abscessinhalt einen Ab-fluss zu verschaffen. Denn es handelt sich jetzt zunächst nicht um eine eigentliche Behandlung im Sinne einer directen Bekämpfung des Krankheits-processes, sondern in erster Linie um Beseitigung der durch den Druck des angesammelten Eiters verursachten Schmerzen, wozu das Freiwerden der Passage zum Abfluss meist genügt.

Ob dies auch ausreicht, die Pericementitis zur Heilung anzuregen, hängt allerdings noch von den örtlichen Verhältnissen ab. Ist das Foramen eng, so wird dem Eiter wohl etwas Abfluss verschafft, die etwa durch-gepressten Theile der zerfallenen Pulpa bleiben aber oberhalb der Wurzelspitze liegen und wirken als permanenter Reiz, so dass Entzündung und Eiterung trotzdem weitergehen. Lag dagegen ein weites Foramen vor, durch welches man bequem mit der Nadel hindurchkommt, so kommen beim Abfluss des Eiters auch leicht die Stoffe mit heraus, die die Ursache der Eiterung waren, und ist die Prognose dann naturgemäss eine viel günstigere.

Tritt ein Rückgang der Entzündungserscheinungen bei dem so behandelten
Zahn in 1?2 Tagen ein (während welcher Zeit man den Zahn zweck-mässig lose mit einem Wattebäuschchen ausfüllt, um zu verhindern, dass neuerdings Speisereste etc. den Canal verstopfen), so ist damit eine Umwandlung des Processes herbeigeführt, welche dem der vorher besprochenen beginnenden Infection ähnelt und wie diese weiter behandelt wird (öftere Einlage antiseptischer Mittel, in 1?2tägigen Zwischenräumen) so lange, bis alle Entzündungserscheinungen zurückgegangen sind; dann Ausfüllung des Canales und vorerst am besten provisorische Füllung der cariösen Höhle, welcher dann nach einigen Wochen oder Monaten die permanente Füllung folgen kann, wenn inzwischen keine Rückfälle der Entzündung aufgetreten sind.

Es mögen hier noch eine Reihe kleiner Massnahmen besprochen werden, die neben der eigentlichen Behandlung des Zahnes Platz finden können und darauf hinauslaufen, die Entzündung zu bekämpfen und die Schmerzen zu beheben, namentlich wenn der Entzündungsprocess noch im Entstehen begriffen ist.

So kann man das Zahnfleisch scarificiren, nachdem man zweckmässig vorher etwas Jodtinctur oder 5?10%ige Cocainlösung aufgepinselt hat, um die betreffenden Partien unempfindlich zu machen (Umlegen eines Läppchens ist dabei erforderlich, damit nichts in die Mundhöhle fliesst). Man macht dann mit einer scharfen bauchigen Lanzette vielleicht zwei kleine parallele Längsschnitte und zwei diese kreuzende Querschnitte im Gebiete des die Wurzelspitze deckenden Zahnfleisches und lässt ordentlich ausbluten, um das angeschwellte Gewebe zu entlasten; es gelingt oft, hierdurch die Schmerzen etwas zu erleichtern.

Auch kleine Eisstückchen, die der Patient zwischen Wange und Zahnfleisch zergehen lässt, bewirken oft, namentlich im Anfangsstadium einer Wurzelhautentzündung, Erleichterung; weiterhin das Aufpinseln einer kleinen Quantität Tinctura jodi und Tinctura aconiti zu gleichen Theilen, des früher namentlich so beliebten Universalmittels gegen Wurzelhautentzündungen. Auch hierbei muss man vorher ein Läppchen umlegen und erst den Schleim etc. mit einem Wattebäuschchen entfernen, bevor man das Mittel aufbringt; anderenfalls fliesst es in der ganzen Mundhöhle herum und macht Verätzungen, wo solche nicht nöthig sind. Man lässt das Mittel eine kleine Weile einwirken und trocknet etwas mit warmer Luft, bevor man dem Patienten erlaubt, den Mund zu schliessen und auszuspülen; sonst wird alles gleich wieder abgewaschen. Manche verwenden auch Chloroform und Tinctura aconiti zu gleichen Theilen, wenn es darauf ankommt, eine kräftigere Wirkung, die etwas länger vorhält, zu erzielen.

In Fällen, die nicht sehr acut verlaufen und nicht recht vorwärts kommen wollen, leistet zuweilen auch ein Blutegel recht gute Dienste (mit einem Glasröhrchen applicirt) oder aber das Auflegen eines kleinen Capsicum-pflasters (in den Depots vorräthige kleine Filzscheibchen, die auf einer Seite mit Capsicum annuum imprägnirt sind).

Cocain (2?10%ige Lösung) zur Behandlung der Pericementitis hat wenig Zweck; es benimmt wohl die Schmerzen für kurze Zeit, selten aber länger als für eine Viertelstunde. Eine häufig aufeinanderfolgende Anwendung wäre also erforderlich, die sich aber deshalb ganz und gar nicht empfiehlt, weil man das Mittel dann dem Patienten zur Selbstapplication überlassen müsste, wobei nur allzuleicht üble Einwirkungen bei unvorsichtigem Gebrauch zu befürchten sind. Heisse Fussbäder werden auch sehr gerühmt und mögen mitunter vielleicht auch ganz gute Dienste leisten, insoferne sie ja befähigt sind, die Blutmasse etwas aus den oberen Körperregionen abzuleiten und damit den Blutdruck in dem Entzündungsherde etwas herabzusetzen, wodurch dann vielleicht eine Entlastung der betreffenden Bezirke zustande kommt. Abführmittel leisten mitunter ausgezeichnete Dienste, namentlich in hartnäckigen Fällen; ebenso Schlafmittel, namentlich bei nervösen Patienten und Patientinnen.

Eine recht grosse Erleichterung bietet es dem Patienten oft, wenn wir verhindern, dass er beim Schliessen des Mundes auf seinen kranken
Zahn beisst. Namentlich, wenn dieser verlängert ist, macht jeder Versuch, die Zahnreihen zusammenzubringen, die heftigsten Schmerzen und oft genug wird ja der Mund ganz unwillkürlich geschlossen, vielleicht sogar recht kräftig, was dann einmal für den Patienten immer Ursache eines heftigen Schmerzanfalles wird und weiterhin auch das entzündete Gewebe immer von neuem reizt. Man kann dann eine dünne Lage Guttapercha auf der Kaufläche eines oder mehrerer Nachbarzähne aufbauen, nachdem man diese vorher gut getrocknet und mit etwas Copalätherlack bestrichen hat; die Articulation der Zahnreihen wird hierdurch aufgehoben und bietet dies für den Patienten immer eine grosse Erleichterung, da er nun wenigstens den Mund schliessen kann, ohne immer auf seinen kranken Zahn zu beissen. Die Guttaperchaauflage hält, wenn eine etwas zähe Guttaperchamasse verwendet wurde (S. S. White's Rosaguttapercha) ganz gut einige Tage, wenn sonst die Verhältnisse einiger-massen günstig, die Fissuren auf den Kauflächen vielleicht recht tief waren. Ausgänge der acuten Pericementitis. Es kommen leider genug Fälle von acuter Wurzelhautentzündung vor, wo wir alles gethan haben, was wir thun konnten, ohne aber einen Erfolg zu erzielen: Die Schmerzen nehmen immer mehr zu, die Backe schwillt immer mehr an, der Zahn wird immer mehr lose. Wir können dann dreierlei thun:
Den Zahn extrahiren; dadurch ist natürlich eine sofortige Beendigung des ganzen unliebsamen Processes gesichert, aber nicht immer wird der Patient ohne weiteres damit einverstanden sein;
die Alveole trepaniren, um zur Wurzelspitze zu gelangen und den Entzündungsproducten Abfluss zu verschaffen. Die Methode besteht darin, dass man das Zahnfleisch über der betreffenden Wurzelpartie spaltet und nun mit einem Bohrer nach der Wurzelspitze zu die Alveole durchbohrt, mit anderen Worten also eine künstliche Fistel anlegt; besondere Formen von Bohrern sind dafür erforderlich. Die Operation ist meist recht schmerzhaft und nur wenige Patienten lassen sich dieselbe anders als in der Narkose gefallen; der Erfolg jedoch ist meist ein guter, indem die Entzündung dann bald zurückgeht.

Wir können:
3. abwarten, bis es zur Fistelbildung gekommen ist, oder aber wenig stens bis der Eiter die Knochenwand und das Periost durchbrochen hat und unter dem Zahnfleische liegt, beziehungsweise bis deutliche Fluctuation zu fühlen ist.
Es giebt verschiedene Wege, diesen Ausgang zu beschleunigen. Wir sahen oben, dass der Zeitraum, in welchem sich der ganze Process abspielt, an und für sich ein sehr variirender sein kann; in manchen Fällen ist der Eiter schon innerhalb 24 Stunden zum Durchbruch bereit, in anderen gehen 8 Tage und mehr dabei auf. Den Process in diesem Falle etwas zu beschleunigen, gelingt meist durch Application von Wärme, indem wir den Patienten anweisen, kleine, etwa fingerkupp engrosse Stücke von Feigen, die in Milch gekocht wurden, aus der heissen Milch heraus direct auf das Zahnfleisch zu bringen, so heiss wie es irgend ertragen wird, und etwa 10 Minuten liegen zu lassen, um dann gleich wieder ein neues Stückchen aufzulegen. Bei einiger Geduld in dieser Beziehung seitens der Patienten kommt dann der Eiter meist in etwa der Hälfte der Zeit zur Reife. Auch fleissige warme Spülungen mit Thee (Camillen oder dergl.) wirken in ähnlich günstigem Sinne.

Sobald Fluctuation eingetreten ist, der Eiter also nur noch von Periost und Zahnfleisch oder nur von letzterem bedeckt ist, so dass er schon gelblich durch dieses hindurchschimmert, können wir den Abscess dann mit einer sichelförmigen Lanzette aufstechen, um ihm vollends Abfluss zu verschaffen. Man schleift dabei die Lanzette an der Spitze zweckmässig von beiden Seiten her an, um sie recht scharf zu haben, was viel zur Vermeidung von Schmerzen bei der Eröffnung beiträgt, wie sie namentlich mit der Verwendung einer gewöhnlichen bauchigen Lanzette verknüpft sind.

Mit der Incision fliesst der Eiter ab und die Erscheinungen gehen unter Nachlass der Schmerzen zurück. Der Krankheitsprocess selbst wird natürlich durch die blosse Incision nicht geheilt; die Incisionswunde schliesst sich vielmehr, wie wir sahen, bald wieder, es sammelt sich frischer Eiter an, treibt eventuell die verklebten Wundränder nach einiger Zeit wieder auseinander, fliesst von neuem ab, während die Wunde sich wieder schliesst, und dies Spiel kann sich dann unter Umständen wochenlang und länger wiederholen, wobei allerdings die Krankheitserscheinungen dann soweit zurückgehen, dass es schliesslich immer nur zur Bildung weniger Tropfen Eiter kommt, der dann durch die kleine Fistelöffnung absickert, der Zustand mit anderen Worten chronisch wird (chronischer Alveolarabscess. Zahnfleischfistel).

Bleibt der Eiter sich selbst überlassen, d. h. entleeren wir ihn nicht durch eine Incision, so bricht er zur gegebenen Zeit auch von selbst durch das Zahnfleisch, eventuell die äussere Haut durch. Die Wege, die er dabei einschlägt, haben wir früher kennen gelernt.

In Bezug auf die Behandlung versprechen am ehesten diejenigen Zähne einen Erfolg, wo der Eiter nach der facialen Seite der Alveole zu durchgebrochen ist, beziehungsweise durch eine Incision entleert wurde; die Frontzähne werden unter diesen wieder die beste Prognose geben, denn bei ihnen gelingt es fast ausnahmslos, den
Zahn zu erhalten, selbst wenn schon lange Zeit hindurch eine Fistel bestand. Durchbruch des Eiters nach dem Gaumen, namentlich bei lateralen Schneidezähne, giebt meist eine schlechte Prognose. Entleerte sich der Eiter durch den Wurzelcanal, so werden wir bei Aufopferung von etwas Zeit und Mühe und etwas Ausdauer von Seiten des Patienten mit einer Behandlung wohl auch immer zum Ziele kommen, wie wir früher sahen; selten oder nie wird uns dagegen die Behandlung glücken, wenn er sich längs der Wurzel am Zahnfleischrand entleert. In allen anderen übrigen Fällen (Durchbruch der äusseren Haut etc.) ist es überhaupt erste Indication, den Zahn zu extrahiren, um die Möglichkeit einer Heilung zu sichern; nur in wenigen Ausnahmefällen werden wir hie von absehen können.

Soll die conservirende Behandlung eines fistelkranken Zahnes angestrebt werden ? einerlei ob die Fistel sich eben erst oder schon vor längerer Zeit etablirt hat, oder ob sie künstlich angelegt wurde, so ist zunächst wieder sorgfältige Reinigung des Wurzelcanales nothwendig. Sind alle Partikelchen der zerfallenen Pulpa etc. entfernt, so versucht man die Ab-scesshöhle selbst und den Fistelgang mit einer antiseptischen Flüssigkeit auszuspritzen, in der Weise, dass man eine Spritze mit dünner Canüle in den Wurzelcanal einschiebt und ein geeignetes Antisepticum durchspritzt, so dass es zur Fistelöffnung wieder herauskommt. Gründliches vorheriges Reinigen ist deshalb erforderlich, damit sich das Foramen hierbei nicht durch Pulpen-theilchen verstopft. Damit die Canüle fest anschliesst, umwickelt man sie nach vorherigem Bestreichen mit Mastixlösung mit einigen Wattefasern. Man verwendet zum Ausspritzen in der Regel eine 1?2%ige Carbol-lösung; gelingt es, sie durch den Fistelgang zu treiben, so dürfen wir meist grosse Hoffnung haben, dass die Behandlung erfolgreich sein wird. Auch
Wasserstoffsuperoxyd, 2?5°/0ig, leistet recht gute Dienste, indem es zugleich antiseptisch wirkt und den Inhalt des Pistelganges gründlich zersetzt und reinigt. Unter Umständen müssen wir zu stärkeren Mitteln unsere Zuflucht nehmen, dabei aber dann Sorge tragen, dass nichts von der angewendeten Lösung auf die Mundschleimhaut kommt; so können wir unter Schutz der angrenzenden Theile durch ein kleines Tuch oder dergleichen recht gut bis 5%ige Lösungen von Carbol und 1/2?l%ige Lösungen von Sublimat verwenden.

Mitunter macht es Schwierigkeiten festzustellen, welcher Zahn den Abscess und die Fistelbildung verursacht hat und unterhält; so finden wir häufig eine Fistelöffnung gerade in der Mitte zwischen den Wurzelspitzen von zwei Bicuspidaten; beide sehen gleich gut oder gleich schlecht aus, und es hält dann oft sehr schwer zu sagen, welcher der Urheber ist. Man kann in solchen Fällen den Fistelgang dann sondiren, um sich aus dem Verlauf des Canales ein Urtheil bilden zu können, muss dazu aber natürlich eine biegsame, nicht spitze, dünne Sonde nehmen, um nicht das Gewebe zu durchstechen und einen falschen Weg zu bahnen. Sonden aus dünnem Neusilberdraht eignen sich sehr gut oder aber ganz dünne Papierspitzen, wie wir sie auch zum Trocknen des Wurzelcanales verwenden; es gelingt damit oft ganz gut, bis zur Wurzel selbst vorzudringen.

Für gewöhnlich kann man allerdings auch ohne Sondiren des Ganges sagen, welcher Zahn die Fistel verursacht hat, da man namentlich bei etwas mehr Erfahrung meist auf den ersten Blick sieht, ob ein Zahn »todt< ist und somit Urheber einer Fistel sein kann. Fast immer sind solche todte Zähne (i. e. Zähne mit abgestorbener Pulpa) missfärbig schon in der Aufsicht oder bei Betrachtung im reflectirten Licht (mit gewöhnlichem oder eventuell elektrischem Mundspiegel); der Zahn sieht namentlich in der Hälfte, die die Pulpenkammer enthält, dunkler aus und ist nicht so transparent wie ein gesunder Zahn, sondern fast undurchsichtig.

In zweifelhaften Fällen giebt das Verhalten gegen abnorme Temperaturgrade (Aufbringen eines Stückchens Eis oder heisser Guttapercha auf den betreffenden Zahn) eventuell Aufschluss, vorausgesetzt, dass der betreffende Patient, beziehungsweise seine Zähne normalerweise auf diese Reize reagiren; man muss also gleichzeitig die Nachbarzähne mit untersuchen, ob sie bei Application dieser Mittel Empfindung zeigen, während der betreffende Zahn dagegen unempfindlich ist. Meist sind todte Zähne auch bei Percussion ein klein wenig schmerzhaft.

Es kommt selten vor, dass alle diese diagnostischen Mittel im Stiche lassen und wir uns nicht darüber klar werden, ob der betreffende Zahn, den wir eventuell trepaniren wollen, auch todt ist oder nicht. Wir werden in solchen Fällen dann wohl zur Vornahme der Trepanation des verdächtigen Zahnes schreiten, dabei aber recht vorsichtig sein, d. h. von Zeit zu Zeit den Patienten fragen, ob das Bohren Schmerzen macht oder nicht, ob also Grund ist zur Annahme einer lebenden Pulpa oder nicht. Auch dabei ist man aber häufig vor Täuschungen nicht sicher, da der Patient zuweilen an-giebt, dass das Bohren ihm Schmerzen mache, dabei aber die Schmerzen meint, welche ihm die Erschütterungen beim Bohren machen und nicht den Schmerz, welchen empfindliches Zahnbein in der Nähe der Pulpa bedingt; etwas Belehrung ist hier also am Platze.

Eine gesunde Pulpa anzubohren, sollte natürlich nach Möglichkeit vermieden werden.

Aus den acuten Wurzelhautentzündungen entwickeln sich leicht chronische; wo also eine Fistel sich gebildet und der Zahn nicht in Behandlung kam, bleibt dieselbe bestehen, es resultirt eine chronische Form der Pericementitis. Andererseits kommt es hierzu auch häufig dann, wenn wir einen Zahn gefüllt haben, ohne dass es gelungen wäre, alle Reste der Pulpa zu entfernen, so dass also noch Entzündungsreize für das Pericement in kleiner Menge da sind. Es kommt in solchen Fällen dann nicht zu einer acuten Pericementitis und der Zahn wird nicht Ursache starker Schmerzen, doch klagt der Patient einige Zeit, nachdem die Füllung eingelegt wurde (vielleicht schon nach einigen Tagen oder erst nach einigen Wochen) darüber, dass er auf dem Zahn nicht gut beissen könne, weil ihm das zwar gerade keine Schmerzen mache, aber doch ein unangenehmes Gefühl hervorbringe.

Bei Percussion ist der Zahn dann meist etwas empfindlich, bei leichtem Druck auf die Zahnfleischpartien über der Wurzelspitze meist auch; ausser-dem fühlt der untersuchende Finger über der Wurzelspitze eine kleine knotige oder auch mehr diffuse Erhabenheit, der Ausdruck einer chronisch-entzündlichen Schwellung der Wurzelhaut und eventuell der sie bedeckenden Partien. Die subjectiven Symptome sind, wie gesagt, nicht bedeutend, haben aber doch zur Folge, dass die ganze Kieferseite für den Patienten so gut wie werthlos wird, da er das Kauen auf dieser Seite vermeidet.

Die Behandlung hat darin zu bestehen, die Füllung zu entfernen und die Reste der Pulpa aus den Canälen herauszubefördern; sie ist also eine rein mechanische und kommt es auf die Geschicklichkeit des Operateurs und die Feinheit seiner Instrumente an, ob es ihm gelingt, eine chronische Pericementitis zur Ausheilung zu bringen. Im allgemeinen ist die Behandlung der chronischen Wurzelhautentzündung naturgemäss dieselbe wie die der acuten.

Auch bei Zähnen, die nicht cariös und somit nicht Gegenstand einer Pulpenbehandlung waren, kann es, wie wir sahen, zur chronischen Pericementitis kommen, wenn nämlich die Pulpa von selbst abgestorben ist. Auch hier gelingt es gewöhnlich ganz gut, nach Aufbohren der Pulpenhöhle und Entfernung der Pulpa die Erscheinungen der Wurzelhautentzündung (Röthung, Schwellung, Empfindlichkeit) bei mehrmaliger Behandlung mit antiseptischen Mitteln unter provisorischem Verschluss des Zahnes zum Schwinden zu bringen und den Zahn wieder kautüchtig zu machen.


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So entsprechen vor allem die genannten diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen nicht dem aktuellen Stand der Medizin, die Anwendung kann nicht nur die Diagnose einer Erkrankung verzögern, sondern auch direkt den Körper schädigen.

Hinweis: Der Text auf dieser Seite entstammt einem über einhundert Jahre alten Fachbuch. Daher entsprechen die gemachten Angaben nicht dem aktuellen Stand der Wissenschaft. Verwenden Sie niemals die angegebenen Rezepturen und Heilmethoden, da sie gesundheitsgefährdend seien können.