Korrektur zu Prognose
Korrektur zu Prognose
Die Prognose für die Mutter ist bei Geburt von Doppelfrüchten lange nicht so ungünstig, als man a priori glauben möchte. Nach Hohl's 140) und Playfair's 141) Zusammenstellungen ging unter 150 einschlägigen Geburtsfällen die Geburt 85mal spontan vor sich und verlor von 31 Müttern nur eine ihr Leben intra partum. Diese scheinbar auffallende Erscheinung erklärt sich daraus, dass in vielen Fällen die eine Hälfte der Doppelfrucht nur mangelhaft entwickelt ist. Die Doppelfrüchte häufig klein, nicht ausgetragen, abgestorben sind und ausserdem noch Missbildungen anderer Art an sich tragen, wie ein Offenbleiben der Bauchspalte mit Vorliegen der Eingeweide u. dergl. m., wodurch die Beweglichkeit der beiden Hälften der Doppelfrucht und die Verschiebbarkeit derselben an einander erhöht wird. Parasitäre Missbildungen, wie der Epignathus und namentlich die hierher gehörigen Sacralgeschwülste, bereiten wegen ihrer weichen Consistenz und wegen ihres meist geringeren Umfanges in der Regel keine bedeutenden Geburtsstörungen. Sind diese Tumoren so umfangreich, dass sie die Geburt wesentlich erschweren, so müssen sie mit Scheere oder Messer verkleinert werden. Unter Umständen genügt die Punction. Keller142) und Heinrich 143) punctirten den grossen Sacraltumor, der die Geburt behinderte, während Löhlein 144) diesen operativen Eingriff dadurch umging, dass er die Beine herabholte und den Tumor manuell entwickelte. Die Acardiaci1143), die herzlosen und infolge dessen missgebildeten zweiten Zwillingsfrüchte können Geburtsstörungen veranlassen, doch muss dies nicht der Fall sein. Geburtshindernisse stellen sich in der Regel nur dann ein, wenn das Gebilde stark ödematös angeschwollen ist. Gewöhnlich kann man ein solches Gebilde leicht extrahiren. Selten nur kommt man in die Lage, es verkleinern zu müssen. Hat der Acardiacus Beine, so wird er meist in der Fussläge geboren. Eigentümlich ist es, der Grund davon ist nicht bekannt, dass diese missgebildeten Früchte immer als zweite geboren werden. Nicht selten verstreicht hier zwischen den beiden Geburten ein Zeitraum von mehreren Stunden. Es beruht dies wohl darauf, dass sich nach der Geburt der normal entwickelten reifen Frucht der Uterus erst gehörig contrahiren muss, um das relativ kleine Gebilde ausstossen zu können. Ich extrahirte vor Jahren einen 602 Grm. schweren Acardiacus (Fig. 146), der nach Geburt des normal gebauten, reifen ersten Zwillings, eines Mädchens, nicht spontan hervortreten wollte, mit Leichtigkeit mittelst der Zange. {#26_146#Fig. 146} Die Prognose für die Zwillingskinder ist eine weit ungünstigere als bei reifen Einlingen. Die Ursache davon ist die, dass, wie oben bereits mehrfach hervorgehoben wurde, die Schwangerschaft häufig ihr Ende vorzeitig findet und ausserdem selbst ausgetragene Zwillinge selten nur die Grosse und das Gewicht des ausgetragenen Einlings erreichen. Das Sterbe-verhältniss von Zwillingen gegenüber Einlingen verhält sich wie 13: 1. Da der schwerere Zwilling meist der Erstgeborene ist, so ist die Prognose für den Zweitgeborenen noch ungünstiger. Nach meinen Zusammenstellungen, entnommen 116 Zwillingskindern, beträgt das Sterbeprocent innerhalb der ersten acht Lebenstage bei den ersten Zwillingskindern 32, 75 und bei den zweiten 36, 7%- Da eineiige Zwillinge in ihrer Entwicklung zweieiigen nachstehen, so ist bei ihnen die Prognose bezüglich des extrauterinalen Lebens ungünstiger als bei zweieiigen. Die ungünstigste Prognose bezüglich der Hoffnung des Weiterlebens ist dem leichteren Zwillinge des eineiigen Paares zu stellen.
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