

Wismutpräparate
Das technische Wismutmetall ist stets mit Schwefel, Arsen, Antimon, Tellur, Blei und anderen Metallen verunreinigt. Es wird durch Zusammenschmelzen mit Kali- oder Natronsalpeter gereinigt (Bismutum depuratum). Das Bismutum purum wird aus Wismutnitrat dargestellt. Man löst es in verdünnter Salpetersäure und fällt mit Ammoniak aus. Das so ausgefällte Wismutoxyd wird mit 8%iger Natronlauge, der ein Zwölftel Volumen Glycerin zugesetzt wird, und einem grossen Ueberschuss von Traubenzucker gekocht. Dann fällt Wismutmetall aus, das gereinigt und umgeschmolzen wird. Es ist stark glänzend, röthlich-weiss, spröde. Man braucht es namentlich zu Legirungen, die sich durch einen niedrigen Schmelzpunkt auszeichnen. Hier seien genannt: Roses Metall: Wismut 50, Blei 30, Zinn 20, Schmelzpunkt bei 92° C.; Wood's Metall: Wismut 150, Blei 80, Zinn 40, Cadmium 30, Schmelzpunkt 60° C.
Bismutum nitricum crystallisatum (Bismutum trisnitricum), Bi (N03) 8 + 5 H2 0 wird dargestellt durch Auflösen von Wismutmetall in Salpetersäure. Die Lösung wird filtrirt und eingedampft, wobei sich die Krystalie abscheiden. Mit Wasser Übergossen scheiden die Krystalie basisch-salpetersaures Wismut ab. Bismutum subnitricum, Magisterium Bismuti, basisch-salpetersaures Wismut ist wohl das gebräuchlichste Wismutpräparat. Zur Darstellung verreibt man salpetersaures Wismut mit der vierfachen Menge kalten Wassers und trägt diese Mischung langsam in das Vierfache siedenden Wassers ein. Der Niederschlag wird gewaschen und bei 30° C. getrocknet. Das entstehende Pulver ist desto feiner, je höher die Temperatur ist, bei der ausgefällt wurde. Das Präparat ist in seiner Zusammensetzung nicht ganz constant. Es soll 79?82% B12O3 enthalten. Als chemische Formel nimmt man meist an: BiO (N03). [Verständlicher ist die gewöhnlich nicht angegebene Formel Bi (OH) 2 (N03). ] Das Präparat enthält wohl immer BiOOH. Es muss geruchlos, fast geschmacklos, schneeweiss, locker krystallinisch sein, reagirt gegen Lackmus sauer, ist so gut wie unlöslich in Wasser.
Magisterium Bismuti wird innerlich und äusserlich verwandt. Ist das Präparat rein, d. h. also namentlich arsenfrei, so kann es per os in Dosen bis zu 20 Grm. gegeben werden. Die gewöhnliche einmalige Gabe beträgt 0, 5?1, 0 Grm. Es gilt als milde adstringirendes Mittel, das die krankhafte Empfindlichkeit von Magen und Darmcanal herabsetzen soll. Theilweise verdankt es seine Wirkung wohl auch antiseptischen Eigenschaften. Wenigstens vermag e3 die Fäulniss von Fleisch und das Wachsen von Bakterien in Nährgelatine längere Zeit hindurch zu verhindern. Eine Aufnahme von Wismut vom Darmcanal aus findet nicht statt. Es setzt sich dort mit dem Schwefelwasserstoff des Darms zu schwarzem krystallinischem Schwefelwismut um, das in den Fäces erscheint. Manchmal tritt nach dem Gebrauch ein Geruch der Athemluft nach Knoblauch auf. Es rührt von Verunreinigung des Wismuts mit Tellur her, das sich zu Tellurmethyl umsetzt.
Gebraucht wird Magisterium Bismuti in grossen Gaben (10?20 Grm.) gegen Ulcus ventriculi. Man suspendirt es in Wasser und giebt es morgens auf nüchternen Magen. Die Behandlung dauert 2?3 Wochen. Ferner giebt man es gegen chronische und Kinderdiarrhoen in Gaben von etwa 1, 0 mehrmals täglich.
Aeusserlich ist Magisterium Bismuti mehrfach angewandt worden zur Desinfection von Wunden, respective um sie aseptisch zu halten. Jetzt, seitdem Dermatol und Airol bekannt geworden sind, ist es nicht mehr viel in Gebrauch. Hin und wieder wird wohl eine 4?10%ige Schüttelmixtur zur Injection bei Gonorrhoe gebraucht. Dieselbe Mixtur wandte Kocher1) 1882 bei inficirten Wunden an. Doch fiel unangenehm auf, dass das Mittel nicht unbeträchtliche Reizwirkungen und Schmerzen hervorbrachte. Die Erklärung dafür liegt wohl darin, dass das sonst unlösliche Mittel in den Eiweiss-stoffen der Wunde die Bedingung zur Lösung findet. Fernerhin kamen auch Vergiftungen vor. Es ist zweckmässig, an dieser Stelle das zusammenzufassen, was wir von Wismutvergiftungen wissen, da das Bild sich bei anderen Präparaten wiederholt. (Hinsichtlich der Literatur bis 1886 sei auf die Arbeiten von H. Meyer, Arch. f. experim. Path. u. Pharm. 1885, XX, pag. 40 verwiesen.) Vom Darm aus kommen sehr selten Vergiftungsfälle mit Magisterium Bismuti vor, weil das Epithel es nicht aufnimmt. Ist dies allerdings verletzt, so kann es zur Aufnahme und Vergiftung kommen. Dies ist wohl die Erklärung der seltenen Vergiftungen (falls nicht Verunreinigungen mit Arsen schuld waren). Es sind beobachtet: Stomatitis, ferner Nausea, Erbrechen, Durchfälle (s. Husemann, Toxikologie, pag. 861). Viel häufiger sind die Vergiftungen mit basisch-salpetersaurem Wismut von der Wunde aus. Riedel, Kocher, Israel2) haben diesbezügliche Fälle beschrieben. Charakteristisch ist die streifenweise auftretende schwarze Verfärbung der Mundhöhle und Zunge (Bildung von Schwefelwismut in der Schleimhaut) verbunden mit Stomatitis und Salivation. Die Symptome können den Charakter einer schweren Entzündung annehmen. Weiter gesellen sich noch Erbrechen und Durchfall hinzu. Offenbar wird das Wismut in den Darm ausgeschieden. Ferner wird Wismut durch den Urin ausgeschieden, was zu Nephritis führen kann. Symptome der beschriebenen Art sind auch sonst, namentlich nach Airolgebrauch, beschrieben.
Die experimentellen Arbeiten3) haben zunächst ergeben, dass man in der That mit Magisterium Bismuti von der Wunde aus oder durch Injection Vergiftungen erzeugen kann. Appetitverlust, Salivation, dysenterische Erscheinungen waren die Folge. In Maul und Magen fand man glänzend bläuliche Streifen. In Leber, Milz, Niere, Speicheldrüse konnte Wismut nachgewiesen werden. Sonst hat man zu Studien über die Wismutvergiftungen hauptsächlich die gut löslichen Verbindungen gebraucht, da man hier der resorbirten Dose sicher war. Man stellt solche Präparate meist in folgender Weise dar: Frisch ausgefälltes Wismuthydroxyd wird in Weinsäure oder Citronensäure gelöst und die Lösung nachher durch Natron oder Ammoniak neutralisirt (s. die citirte Arbeit von Meyer). Die letalen Dosen liegen für Hunde und Katzen bei 15 Mgrm. pro Kilo Thier, für Kaninchen bei 30 Mgrm., für Ratten bei 0, 15 Grm. Bi2 03. Bei acuter Vergiftung entstehen Krämpfe und Herzlähmung, die in den Tod übergeht. Bei chronischer Vergiftung treten Erbrechen, Durchfall und allgemeine Ernährungsstörungen hervor. Die Thiere werden matt, der Herzschlag schwach, hin und wieder tritt ein Krampfanfall auf. Hunde und Katzen zeigen ausgeprägte Stomatitis, alle Thiere Albuminurie. Das eingeführte Wismut wird durch Niere und Darm wieder entfernt. Der Dickdarm ist durch ausgefälltes Schwefelwismut fast schwarz gefärbt.
Bismutum subsalicylicum, C6 H4 (OH) C02 Bi0. Das Präparat wird aus Wismutnitrat dargestellt. Man löst es in gemessener Menge in Salpetersäure und fällt dann das Wismuthydroxyd aus durch Kali oder Ammoniak. Der Niederschlag wird gereinigt und mit gemessenen Mengen Salicylsäure in warmer wässeriger Lösung versetzt. Man verwendet auf 484 Theile kry-stallisirten Wismutnitrates 138 Theile Salicylsäure. Das Salz wird aus-schliesslich innerlich, gegen Diarrhöen der Phthisiker verwandt. Die Einzeldose beträgt 0, 25?2, 0 Grm. Man kann es in Oblaten geben. Bei leerem Magen und Stuhlverstopfung soll es contraindicirt sein. Kindern wird es als Schüttelmixtur 5: 100 mit 10 Glycerin verabreicht.
Bismutum subgallicum, s. Dermatologie.
Von den übrigen Wismutpräparaten ist namentlich noch zu erwähnen das Airol, Bismutum oxyjodatum subgallicum,
C6H2 (OH3) C02BiOHJ.
Ein jodirtes Wismutpräparat, das Bismutum oxyjodatum (BiOJ), ist schon früher als Jodoformersatz angewandt worden auf Empfehlung von Lister und Reynolds, konnte sich aber nicht einbürgern. Das Airol ist zum gleichen Zweck angegeben. Es hat vor dem Jodoform den Vorzug, geruchlos zu sein. Das Präparat wird hergestellt, indem man frisch gefälltes Wismut-oxyjodid (350 Grm.) und Gallussäure (188 Grm.) mit Wasser (500 Grm.) im Wasserbad so lange erwärmt, bis alles Jodid in Airol übergegangen ist, was man am Schwinden der rothen Farbe erkennt. Der Jodgehalt des Airols beträgt 24, 4%. Es ist vorsichtig, vor Licht und Feuchtigkeit geschützt, aufzubewahren. Es wird entweder als Pulver oder in Form der BRUNs'schen Paste angewandt. Diese besteht aus Airol 10, Mucilago Gummi arab. 10, Glycerini 10, Bolus alba 20. Namentlich ist sie beliebt als Occlusivverband bei genähten Wunden. Sie schützt, trocknet rasch und ist für seröses Wund-secret nicht permeabel. Das Airol wird am besten auf die Wunde selbst in Pulverform gebracht. Es wird ihm nachgerühmt, dass es die Wunde trocken halte und die Granulationen befördere. Sobald es auf die Wunde gelangt, geht eine charakteristische Reaction vor sich: Es wird Jod ausgeschieden, das als feines gelbes Pulver in der Wunde liegt. Allerdings sieht nach Airol-einpulverung die Wunde ziemlich schmierig aus. Sind grosse Mengen über weitere Flächen ausgestreut, so kann es auch hier zu Wismuthvergiftungen (namentlich Stomatitis) kommen. Experimentell erzeugt es ebenfalls in hinreichender Dose von Wunden aus Wismutvergiftung.
Es sind dann noch andere jodirte Wismutpräparate ähnlicher Con-stitution dargestellt, so das Jodgallicin, C6 H2 (OH) 2 CH3. CO^ Bi (OH) J, und das Bismutum oxydatum pyrogallicum, C6 H3 (OH) 2 OBi OHJ, etc., haben sich aber nicht einbürgern können.
Ausser den genannten sind als Ersatz für Magisterium Bismuti noch anzuführen, wenngleich selten gebraucht: Bismutum albuminatum in gleicher Dose wie Mag. Bism., Bismutum carbonatum, soll gleichzeitig säuretilgend wirken, ist innerlich, wie Mag. Bism. zu geben. Bismutum tannicum wird in Dosen von 0, 5?2, 0 namentlich gegen Diarrhöe der Phthisiker verordnet. Bismutum valerianum wurde in kleinen Dosen (etwa 0, 1) gegen Neuralgien, Chorea etc. gegeben.
Zum Schluss sei erwähnt, dass Wismutpräparate auch kosmetischen Zwecken dienen. So wird das sogenannte Physichrom zum Färben der Haare verwandt; es enthält Wismutnitrat, Natriumthiosulfat und Alkalien. Zum Schminken wird Wismutoxychlorid (Perlweiss) angewandt. Man erhält es als Niederschlag bei Einträufeln einer Wismutnitratlösung in verdünnte Salzsäure.
Literatur:
1) Kocher, Volkmann's Sammlung klin. Vortr. 1882, Nr. 224; Chirurg. Centralbl. 1883, X, Nr. 23.
2) Verhandl d. XII. Chirurgencongresses. Centralbl. 1883, Nr. 23; s. auch den Artikel »Wismut« im Handb. der Toxikologie von Kunkel. Jena 1899
3) Dalche u. Ed. Villejean, Arch. gener. Aug. 1887. ? Ueber Airol s. Fr. Lüdy, Schweizer. Wochenschr. f. Pharm. 1895, Nr. 3; Haegler, Correspondenbl. f. Schweizer Aerzte. 1895.
Bismutum nitricum crystallisatum (Bismutum trisnitricum), Bi (N03) 8 + 5 H2 0 wird dargestellt durch Auflösen von Wismutmetall in Salpetersäure. Die Lösung wird filtrirt und eingedampft, wobei sich die Krystalie abscheiden. Mit Wasser Übergossen scheiden die Krystalie basisch-salpetersaures Wismut ab. Bismutum subnitricum, Magisterium Bismuti, basisch-salpetersaures Wismut ist wohl das gebräuchlichste Wismutpräparat. Zur Darstellung verreibt man salpetersaures Wismut mit der vierfachen Menge kalten Wassers und trägt diese Mischung langsam in das Vierfache siedenden Wassers ein. Der Niederschlag wird gewaschen und bei 30° C. getrocknet. Das entstehende Pulver ist desto feiner, je höher die Temperatur ist, bei der ausgefällt wurde. Das Präparat ist in seiner Zusammensetzung nicht ganz constant. Es soll 79?82% B12O3 enthalten. Als chemische Formel nimmt man meist an: BiO (N03). [Verständlicher ist die gewöhnlich nicht angegebene Formel Bi (OH) 2 (N03). ] Das Präparat enthält wohl immer BiOOH. Es muss geruchlos, fast geschmacklos, schneeweiss, locker krystallinisch sein, reagirt gegen Lackmus sauer, ist so gut wie unlöslich in Wasser.
Magisterium Bismuti wird innerlich und äusserlich verwandt. Ist das Präparat rein, d. h. also namentlich arsenfrei, so kann es per os in Dosen bis zu 20 Grm. gegeben werden. Die gewöhnliche einmalige Gabe beträgt 0, 5?1, 0 Grm. Es gilt als milde adstringirendes Mittel, das die krankhafte Empfindlichkeit von Magen und Darmcanal herabsetzen soll. Theilweise verdankt es seine Wirkung wohl auch antiseptischen Eigenschaften. Wenigstens vermag e3 die Fäulniss von Fleisch und das Wachsen von Bakterien in Nährgelatine längere Zeit hindurch zu verhindern. Eine Aufnahme von Wismut vom Darmcanal aus findet nicht statt. Es setzt sich dort mit dem Schwefelwasserstoff des Darms zu schwarzem krystallinischem Schwefelwismut um, das in den Fäces erscheint. Manchmal tritt nach dem Gebrauch ein Geruch der Athemluft nach Knoblauch auf. Es rührt von Verunreinigung des Wismuts mit Tellur her, das sich zu Tellurmethyl umsetzt.
Gebraucht wird Magisterium Bismuti in grossen Gaben (10?20 Grm.) gegen Ulcus ventriculi. Man suspendirt es in Wasser und giebt es morgens auf nüchternen Magen. Die Behandlung dauert 2?3 Wochen. Ferner giebt man es gegen chronische und Kinderdiarrhoen in Gaben von etwa 1, 0 mehrmals täglich.
Aeusserlich ist Magisterium Bismuti mehrfach angewandt worden zur Desinfection von Wunden, respective um sie aseptisch zu halten. Jetzt, seitdem Dermatol und Airol bekannt geworden sind, ist es nicht mehr viel in Gebrauch. Hin und wieder wird wohl eine 4?10%ige Schüttelmixtur zur Injection bei Gonorrhoe gebraucht. Dieselbe Mixtur wandte Kocher1) 1882 bei inficirten Wunden an. Doch fiel unangenehm auf, dass das Mittel nicht unbeträchtliche Reizwirkungen und Schmerzen hervorbrachte. Die Erklärung dafür liegt wohl darin, dass das sonst unlösliche Mittel in den Eiweiss-stoffen der Wunde die Bedingung zur Lösung findet. Fernerhin kamen auch Vergiftungen vor. Es ist zweckmässig, an dieser Stelle das zusammenzufassen, was wir von Wismutvergiftungen wissen, da das Bild sich bei anderen Präparaten wiederholt. (Hinsichtlich der Literatur bis 1886 sei auf die Arbeiten von H. Meyer, Arch. f. experim. Path. u. Pharm. 1885, XX, pag. 40 verwiesen.) Vom Darm aus kommen sehr selten Vergiftungsfälle mit Magisterium Bismuti vor, weil das Epithel es nicht aufnimmt. Ist dies allerdings verletzt, so kann es zur Aufnahme und Vergiftung kommen. Dies ist wohl die Erklärung der seltenen Vergiftungen (falls nicht Verunreinigungen mit Arsen schuld waren). Es sind beobachtet: Stomatitis, ferner Nausea, Erbrechen, Durchfälle (s. Husemann, Toxikologie, pag. 861). Viel häufiger sind die Vergiftungen mit basisch-salpetersaurem Wismut von der Wunde aus. Riedel, Kocher, Israel2) haben diesbezügliche Fälle beschrieben. Charakteristisch ist die streifenweise auftretende schwarze Verfärbung der Mundhöhle und Zunge (Bildung von Schwefelwismut in der Schleimhaut) verbunden mit Stomatitis und Salivation. Die Symptome können den Charakter einer schweren Entzündung annehmen. Weiter gesellen sich noch Erbrechen und Durchfall hinzu. Offenbar wird das Wismut in den Darm ausgeschieden. Ferner wird Wismut durch den Urin ausgeschieden, was zu Nephritis führen kann. Symptome der beschriebenen Art sind auch sonst, namentlich nach Airolgebrauch, beschrieben.
Die experimentellen Arbeiten3) haben zunächst ergeben, dass man in der That mit Magisterium Bismuti von der Wunde aus oder durch Injection Vergiftungen erzeugen kann. Appetitverlust, Salivation, dysenterische Erscheinungen waren die Folge. In Maul und Magen fand man glänzend bläuliche Streifen. In Leber, Milz, Niere, Speicheldrüse konnte Wismut nachgewiesen werden. Sonst hat man zu Studien über die Wismutvergiftungen hauptsächlich die gut löslichen Verbindungen gebraucht, da man hier der resorbirten Dose sicher war. Man stellt solche Präparate meist in folgender Weise dar: Frisch ausgefälltes Wismuthydroxyd wird in Weinsäure oder Citronensäure gelöst und die Lösung nachher durch Natron oder Ammoniak neutralisirt (s. die citirte Arbeit von Meyer). Die letalen Dosen liegen für Hunde und Katzen bei 15 Mgrm. pro Kilo Thier, für Kaninchen bei 30 Mgrm., für Ratten bei 0, 15 Grm. Bi2 03. Bei acuter Vergiftung entstehen Krämpfe und Herzlähmung, die in den Tod übergeht. Bei chronischer Vergiftung treten Erbrechen, Durchfall und allgemeine Ernährungsstörungen hervor. Die Thiere werden matt, der Herzschlag schwach, hin und wieder tritt ein Krampfanfall auf. Hunde und Katzen zeigen ausgeprägte Stomatitis, alle Thiere Albuminurie. Das eingeführte Wismut wird durch Niere und Darm wieder entfernt. Der Dickdarm ist durch ausgefälltes Schwefelwismut fast schwarz gefärbt.
Bismutum subsalicylicum, C6 H4 (OH) C02 Bi0. Das Präparat wird aus Wismutnitrat dargestellt. Man löst es in gemessener Menge in Salpetersäure und fällt dann das Wismuthydroxyd aus durch Kali oder Ammoniak. Der Niederschlag wird gereinigt und mit gemessenen Mengen Salicylsäure in warmer wässeriger Lösung versetzt. Man verwendet auf 484 Theile kry-stallisirten Wismutnitrates 138 Theile Salicylsäure. Das Salz wird aus-schliesslich innerlich, gegen Diarrhöen der Phthisiker verwandt. Die Einzeldose beträgt 0, 25?2, 0 Grm. Man kann es in Oblaten geben. Bei leerem Magen und Stuhlverstopfung soll es contraindicirt sein. Kindern wird es als Schüttelmixtur 5: 100 mit 10 Glycerin verabreicht.
Bismutum subgallicum, s. Dermatologie.
Von den übrigen Wismutpräparaten ist namentlich noch zu erwähnen das Airol, Bismutum oxyjodatum subgallicum,
C6H2 (OH3) C02BiOHJ.
Ein jodirtes Wismutpräparat, das Bismutum oxyjodatum (BiOJ), ist schon früher als Jodoformersatz angewandt worden auf Empfehlung von Lister und Reynolds, konnte sich aber nicht einbürgern. Das Airol ist zum gleichen Zweck angegeben. Es hat vor dem Jodoform den Vorzug, geruchlos zu sein. Das Präparat wird hergestellt, indem man frisch gefälltes Wismut-oxyjodid (350 Grm.) und Gallussäure (188 Grm.) mit Wasser (500 Grm.) im Wasserbad so lange erwärmt, bis alles Jodid in Airol übergegangen ist, was man am Schwinden der rothen Farbe erkennt. Der Jodgehalt des Airols beträgt 24, 4%. Es ist vorsichtig, vor Licht und Feuchtigkeit geschützt, aufzubewahren. Es wird entweder als Pulver oder in Form der BRUNs'schen Paste angewandt. Diese besteht aus Airol 10, Mucilago Gummi arab. 10, Glycerini 10, Bolus alba 20. Namentlich ist sie beliebt als Occlusivverband bei genähten Wunden. Sie schützt, trocknet rasch und ist für seröses Wund-secret nicht permeabel. Das Airol wird am besten auf die Wunde selbst in Pulverform gebracht. Es wird ihm nachgerühmt, dass es die Wunde trocken halte und die Granulationen befördere. Sobald es auf die Wunde gelangt, geht eine charakteristische Reaction vor sich: Es wird Jod ausgeschieden, das als feines gelbes Pulver in der Wunde liegt. Allerdings sieht nach Airol-einpulverung die Wunde ziemlich schmierig aus. Sind grosse Mengen über weitere Flächen ausgestreut, so kann es auch hier zu Wismuthvergiftungen (namentlich Stomatitis) kommen. Experimentell erzeugt es ebenfalls in hinreichender Dose von Wunden aus Wismutvergiftung.
Es sind dann noch andere jodirte Wismutpräparate ähnlicher Con-stitution dargestellt, so das Jodgallicin, C6 H2 (OH) 2 CH3. CO^ Bi (OH) J, und das Bismutum oxydatum pyrogallicum, C6 H3 (OH) 2 OBi OHJ, etc., haben sich aber nicht einbürgern können.
Ausser den genannten sind als Ersatz für Magisterium Bismuti noch anzuführen, wenngleich selten gebraucht: Bismutum albuminatum in gleicher Dose wie Mag. Bism., Bismutum carbonatum, soll gleichzeitig säuretilgend wirken, ist innerlich, wie Mag. Bism. zu geben. Bismutum tannicum wird in Dosen von 0, 5?2, 0 namentlich gegen Diarrhöe der Phthisiker verordnet. Bismutum valerianum wurde in kleinen Dosen (etwa 0, 1) gegen Neuralgien, Chorea etc. gegeben.
Zum Schluss sei erwähnt, dass Wismutpräparate auch kosmetischen Zwecken dienen. So wird das sogenannte Physichrom zum Färben der Haare verwandt; es enthält Wismutnitrat, Natriumthiosulfat und Alkalien. Zum Schminken wird Wismutoxychlorid (Perlweiss) angewandt. Man erhält es als Niederschlag bei Einträufeln einer Wismutnitratlösung in verdünnte Salzsäure.
Literatur:
1) Kocher, Volkmann's Sammlung klin. Vortr. 1882, Nr. 224; Chirurg. Centralbl. 1883, X, Nr. 23.
2) Verhandl d. XII. Chirurgencongresses. Centralbl. 1883, Nr. 23; s. auch den Artikel »Wismut« im Handb. der Toxikologie von Kunkel. Jena 1899
3) Dalche u. Ed. Villejean, Arch. gener. Aug. 1887. ? Ueber Airol s. Fr. Lüdy, Schweizer. Wochenschr. f. Pharm. 1895, Nr. 3; Haegler, Correspondenbl. f. Schweizer Aerzte. 1895.
Hinweis:
Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem Text auf dieser Seite um einen Auszug aus einem über hundert Jahre alten Fachbuch der Medizin handelt.
So entsprechen vor allem die genannten diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen nicht dem aktuellen Stand der Medizin, die Anwendung kann nicht nur die Diagnose einer Erkrankung verzögern, sondern auch direkt den Körper schädigen.
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Hinweis: Der Text auf dieser Seite entstammt einem über einhundert Jahre alten Fachbuch. Daher entsprechen die gemachten Angaben nicht dem aktuellen Stand der Wissenschaft. Verwenden Sie niemals die angegebenen Rezepturen und Heilmethoden, da sie gesundheitsgefährdend seien können.
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