Wirbelsäule: Wachstumsverschiebungen

Heilkundelexikon

Wirbelsäule: Wachstumsverschiebungen


Wirbelsäule und Rückenmark. Wachsthums-Verschiebungen.

Das Rückenmark erstreckt sich beim Erwachsenen bis zur Grenze zwischen 1. und 2. Lendenwirbel herab oder etwas in den letzteren Wirbel hinein, der Duralsack reicht bis zum 3. Kreuzwirbel. Die unteren Theile des Wirbelcanals, beziehungsweise Sacralcanals, beherbergen ausser dem Filum terminale nur noch diejenigen Nerven, welche durch die Foramina intervertebralia der Lenden- und Kreuz Wirbelsäule (For. sacralia) austreten. Dies ist beim Embryo und auch noch beim Kinde ganz anders. Ursprung-lich sind Wirbelsäule und Rückenmark gleich lang. Nachdem zuerst das Medullarrohr sich angelegt und geschlossen hat, entwickelt sich die Wirbei-säule (vergl. oben) um dasselbe herum. Die Wachsthumsenergie des Cen-tralnervensystems, ^welches ja zuerst allen anderen Systemen und Organen weit voraus ist, nimmt dann allmälig ab, während diejenige der Wirbel-säule wie des Skelets überhaupt viel später ihr Maximum erreicht. So wächst die Wirbelsäule also zu einer Zeit, wo das Rückenmark nur noch sehr langsam an Länge etc. zunimmt, noch sehr stark und wächst gewisser-massen über das Rückenmark hinaus. Der unvermeidliche Erfolg ist der> dass beide später sehr ungleiche Länge haben, und dass ferner die unteren Rückenmarksnerven, welche in ihren Zwischen wirbellöchern eingeschlossen bleiben, einen immer länger werdenden Abschnitt innerhalb des Rückgrates verlaufen müssen, ehe sie die Aussenwelt erreichen (»Cauda equina«). ? Beim Neugeborenen endet der Conus medullaris, die Spitze des eigent-lichen Rückenmarks in der Höhe des dritten Lendenwirbels. Das Verhältniss der Länge des Rückenmarks zu derjenigen der Wirbelsäule ist noch wie 85, 5: 100. Bei Erwachsenen ist dies Verhältniss bei Männern 75, 3: 100, bei Weibern 74: 100, wenn man die vordere, längere §eite der Wirbelsäule = 100 setzt; 81, 6 beim Weibe, 78 beim Manne, wenn man die Rückseite nimmt. Die absolute Länge des Rückenmarks ist bei Weibern geringer als beim Manne (41, 3 gegen 44, 8 Cm.) [Ravenel]. Die Halsanschwellung des Rückenmarks liegt in der Höhe des 5. Hals- bis 2. Brustwirbels, die Lenden-anschwellung erstreckt sich vom 10. oder 11. Brust- bis zum 1. Lenden-wirbel.

Das Rückenmark füllt den für dasselbe bestimmten Canal beim Er-wachsenen bei weitem nicht aus. Das Rückenmark misst in der Brust-gegend sagittal 8, frontal 10 Mm., die Wirbeliöcher 17?18 sagittal, 18 bis 19 Mm. frontal. An der Halsanschwellung ist das Rückenmark 13?14 Mm. breit, 9 Mm. dick, die Wirbellöcher sind 23?25 Mm. breit, 15?16 oder mehr tief (eigene Messungen). Dies ist beim Embryo anders. Erst das später eintretende starke Wachsthum der Wirbelsäule führt die Missverhältnisse
herbei. In dem so frei bleibenden Räume befinden sich ausser den Rücken-markshäuten und der Cerebrospinal-Flüssigkeit noch Gefässe, hauptsächlich colossal entwickelte venöse Plexus. Das Rückenmark liegt übrigens der Vorderwand des Canales näher als der hinteren. Für weitere Details s. den Art. Rückenmark.


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