Wirbelsäule: Nerven

Heilkundelexikon

Wirbelsäule: Nerven


III. Nerven der Wirbelsäule.
Die Rückenmarksnerven, Nervi spinales, treten in zwei Wurzeln, die vordere (ventrale) und hintere (dorsale), getrennt aus dem Rückenmark aus; die hintere, sensible Wurzel schwillt zum Ganglion spinale an, welches in For. intervertebrale liegt, dann vereinigen sich beide Wurzeln nebst den aus dem Ganglion stammenden Pasern zu dem kurzen Haiiptstamme des Spinalnerven, der alsbald wieder in zwei Aeste zerfällt, R. anterior s. ven-tralis, R. posterior s. dorsalis. Der vordere Ast tritt durch den R. communicans s. visceralis mit dem Grenzstrange, meist einem Ganglion des Sympathicus, in Verbindung, wodurch dem Sympathicus cerebrospinale und den Spinal-nerven sympathische Fasern zugesellt werden. Aus dem Stamme jedes Spinalnerven entspringt ein dünnes Nervenfädchen, welches sich mit einem dickeren oder dünneren, aus dem Grenzstrange des Sympathicus hervorgehenden Zweige verbindet. Dieser, so aus cerebrospinalen und sympathischen Ele-menten zusammengesetzte Nerv geht durch das For. intervertebrale wieder in den Wirbelcanal zurück und wird als Ramus recurrens oder Nervus sinu-vertebralis (Luschka) bezeichnet. Wie der eben genannte Autor (1850) nachgewiesen hat, gehen die Nervi sinu-vertebrales unter sich vielfache Ver-bindungen ein, die ein über und unter den venösen Plexus oder Sinus ge-legenes Geflecht darstellen. Die letzte Eüdigung dieser feinen, sensiblen und vasomotorischen Nervenfäden finden wir innerhalb der Wirbelsubstanz, an den Gefässwänden, am Periost und im Rückenmarke.

Die Spinalnerven werden bekanntlich nach demjenigen Wirbel numerirt, unter welchem sie vortreten, mit Ausnahme der Halsnerven, die nach dem Wirbel zählen, über dem sie liegen. Wir zählen deshalb, da der erste Nerv zwischen Hinterhaupt und Atlas austritt, acht Cervicalnerven, dann 12 Brust-, 5 Lenden-, 5 Kreuznerven und einen deutlich entwickelten Coccygeus (der 2. und 3. bleiben, wahrscheinlich in ganz rudimentärem Zustande, im Wirbelcanal). Mit Ausnahme der beiden ersten Halsnerven sind die vorderen Aeste stärker als die hinteren. Die hinteren Aeste treten zwischen den Quer-fortsätzen der Wirbel zu den langen Rückenmuskeln, welche sie versorgen
und enden an der Haut des Rückens, meist mit zwei Endästen. Der hintere Ast des ersten. Cervicalnerven heisst N. suhoccipitalis, der des zweiten N. occipitalis magnus. ? Die hinteren Aeste werden an der Brustwirbel-säule stärker, an der Lenden- und Kreuz Wirbelsäule wieder schwächer. Die R. posteriores der untersten Lendennerven kommen gar nicht mehr bis zur Haut, die oberen enden am Gesässe als N. cutanei clunium superiores. ? Die hinteren Aeste der Sacralnerven sind alle sehr schwach, sie treten, mit Ausnahme des fünften, durch die For. sacralia posteriora aus, der fünfte direct. Sie theilen sich in mehrere Aeste, welche einen Plexus bilden, aus dem ausser Muskelästen die N. cutanei clunium posteriores hervorgehen. Die vorderen Aeste der Spinalnerven bilden, mit Ausnahme des 3. bis 12. (oder 11.) Brustnerven, die bekannten grossen Plexus: cervicalis, brachialis, lumbalis, sacralis.

Der paarige Grenzstrang des Sympathicus läuft der ganzen Länge der Wirbelsäule entlang, zu den Seiten der Wirbelkörper oder etwas mehr nach aussen, in den unteren Abschnitten wieder mehr nach innen gelagert. Der Grenzstrang beginnt am Halse mit dem grossen, spindelförmigen oder abgeplattet-eiförmigen Ganglion cervicale supremum, welches in der Höhe des 2. und 3. Halswirbels vor den Querfortsätzen derselben, vor dem Muse, longus capitis und hinter der Carotis interna liegt. Das Ganglion er-hält ausser von Kopfnerven viscerale Aeste vom 1., 2., 3., gelegentlich auch vom 4. Cervicalnerven. Am Halstheil des Sympathicus findet sich ausser dem variablen mittleren, dann noch das untere Ganglion, am Köpfchen der ersten Rippe, mit R. visceralis der unteren Halsnerven. ? Der Brusttheil des Grenzstranges liegt oben an den Rippenköpfchen, dann zur Seite der Wirbelkörper. Nach dem Durchtritt durch das Zwerchfell verläuft der Lendentheil, innen vom Psoasursprunge, an der Vorderfläche oder der Grenze zwischen Vorder- und Seitenfläche der Wirbelkörper. Der Sacraltheil liegt medial von den Por. sacralia und zeigt variable Anastomosen mit dem der anderen Seite auf der Vorderfläche des Kreuzbeins. Am ersten Steissbeinwirbel können dann die feinen Ausläufer der beiderseitigen Grenzstränge zu dem Gangl. coecygeum (impar) zusammentreten.


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