Wendung: Indikation

Heilkundelexikon

Wendung: Indikation


Indicationen im allgemeinen. Wenn wir uns die Frage vorlegen, zu welchem Zwecke wir eine Wendung ausführen, so ergiebt sich als die für alle die früher erwähnten Fälle gemeinsame Idee: die Lageverbesserung der Frucht. Wir können also eine an sich pathologische Lage in eine normale Lage umwandeln oder aber eine an sich normale, aber mit Rücksicht auf vorhandene Complicationen patho logisch gewordene Lage durch Umwandlung in eine andere Lage verbessern, d. h. in der Weise verändern, dass der Geburtsfall für die Mutter oder für das Kind oder für beide Theile sich günstiger gestaltet als vorher. Am einfachsten ist der Begriff der Lageverbesserung bei Querlagen zu verstehen. Hier wird eben durch die Wendung die Geburt überhaupt ermöglicht. Auch bei Beckenendlage kann man, obwohl bei dieser an sich die Wendung selten in Betracht kommt, durch Herstellung einer Kopflage eine an sich abnorme in eine normale Lage verwandeln, also die vorhandene Lage verbessern. Ferner giebt es gewisse abnorme Kopflagen ?Gesichtslage, Stirnlage oder abnorme Einstellungen des Schädels (Vorder-oder Hinterscheitelbeinstellung) ?bei denen man ebenfalls ohne weiters begreift, das eine Wendung eine Lage verbesser ung darstellen kann. Doch auch bei ganz normalen Kopflagen kann, wenn Complicationen vorhanden sind, die Wendung auf das Beckenende als eine Lageverbesserung angesehen werden, wenn die vorhandenen Abnormitäten (Nabelschnur Vorfall, Becken enge, Placenta praevia) die vorhandene Lage ungünstiger machen als unter denselben Umständen eine Beckenend lage erscheint. Auch in diesen Fällen wird also mit Rücksicht auf die vor handenen Complicationen die Verwandlung der Kopflage in die Beckenend lage unter Umständen, die später noch eingehender zu erörtern sein werden, als Lageverbesserung angesehen werden können.

Als allgemeine Bedingungen für die Wendung müssen verlangt werden:

1. Beweglichkeit der Frucht,

2. Abwesenheit einer absoluten Becken verengerung und endlich

3. eine bestimmte Weite des Muttermundes.

Die Beweglichkeit der Frucht schwankt in sehr weiten Grenzen; sie ist abhängig von der Menge des vorhandenen Fruchtwassers, von dem Spannungszustande des Uterus und von der Intensität der Wehen, so dass wir bei schlaffem Uterus und grosser Fruchtwassermenge mitunter einen ausserordentlich hohen Grad von Beweglichkeit antreffen, während bei Ab wesenheit der genannten Bedingungen die Beweglichkeit der Frucht auf ein Minimum reducirt sein kann. Die letzteren Fälle gestatten nur gewisse Methoden der Wendung und auch bei diesen ist grosse Vorsicht nothwendig. Zweitens wird als Bedingung für die Wendung gefordert Abwesenheit einer absoluten Beckenverengerung. Sinkt der kleinste Durchmesser unter 6V2 Cm. herab, so kann von einer Wendung schon aus dem Grunde keine Rede sein, weil die Möglichkeit einer Entbindung auf dem natürlichen Wege nicht mehr vorhanden ist und weil es für die Ausführung der Sectio caesarea gleichgiltig ist, in welcher Lage sich die Frucht befindet. Ueber die zur Ausführung der Wendung nothwendige Weite des Orificiums werden wir später sprechen müssen.

Als Vorbereitungen, die jeder Wendung vorangehen müssen, sind anzusehen die Entleerung der Nächbarhöhlen, u. zw. der Blase und des Mast darmes. Die Ausserachtlassung dieser Regel rächt sich mitunter sehr schwer einerseits dadurch, das die Wendung nicht gelingt, anderseits dadurch, dass durch das Herabziehen eines grösseren Kindestheiles in den Beckencanal eine derartige Wandspannung in der Blase oder im Rectum hervorgerufen wird, dass selbst Verletzungen dieser Organe eintreten können. Nach Erörterung dieser allgemeinen Gesichtspunkte gehen wir nun über zu den oben "skizzirten einzelnen Arten der Wendung und beginnen mit der Wendung aus Querlage auf den Kopf.


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