Zucker: Im Organismus

Heilkundelexikon

Zucker: Im Organismus

Zucker - Monosaccharide - Disaccharide - Im Organismus

Schicksale der Zucker im Organismus. Es ist an dieser Stelle nur das Verhalten des Traubenzuckers oder Dextrose und das des Rohrzuckers zu behandeln, da bezuglich der Maltose und des Milchzuckers das wesentliche bereits in den betreffenden Artikeln Berücksichtigung gefunden hat.

Der als solcher eingeführte oder durch Mund- und Bauchspeichel aus Amylaceen gebildete Traubenzucker wird zum Theil zweifellos schon im Magen, zum Theil im Dünndarm resorbirt und durch die Pfortader würz ein der Leber zugeführt, deren Zellen den Zucker in Glykogen (vergl. dies) umwandeln, daher der Glykogengehalt der Leber am grössten nach Zuckerfütterung ist. So wird der Traubenzucker von der Leber in der schwer löslichen Modification des Glykogens zurückgehalten und gelangt nicht oder infolge ganz allmählicher Rückverwandlung des Glykogens in Zucker immer nur in so kleinen Mengen in das Lebervenenblut und von da aus in den allgemeinen Kreislauf, dass der Zuckergehalt des Blutes für gewöhnlich nicht die Höhe erreicht, welche eine Zuckerausscheidung durch der Harn zur Folge hat. Für den Menschen hat Worm-Müller (Pflüger's Arch., XXXIV, pag. 576) festgestellt, dass bei Tagesgaben von 50?250 Grm. Traubenzucker höchstens 1% der Einfuhr im Harn erscheint.

Ueber die Schicksale des Rohrzuckers herrscht keine Einigkeit. Während Maly die Angabe macht, der Rohrzucker erleide im Magen keine Veränderung, meint Hoppe-Seyler, er werde im Magen gar nicht oder nur sehr langsam in Invertzucker übergeführt. Andererseits kann es nicht zweifelhaft sein, dass der Magensaft schon wegen seines Gehaltes an verdünnter Salzsäure imstande ist, zumal bei Blutwärme Rohrzucker zum Theil zu invertiren, wofür auch Leube auf Grund seiner Untersuchungen eintritt. Die neueren Versuche von Seegen (Pflüger's Archiv. XL, pag. 38) an Hunden lehren, dass 2?4 Stunden nach Einführung von 100 Grm. Rohrzucker sich im Magen neben einer reichlichen Menge Rohrzucker stets etwas (rund 0, 3%) Invertzucker (Dextrose + Lävulose) findet. Da weiter der Dünndarminhalt der Versuchsthiere keinen Rohrzucker enthielt, sondern nur kleine Mengen Invertzucker, so erschliesst Seegen, dass die gesammte Invertirung im Magen stattfindet und dass in dem Masse, als sich Invertzucker gebildet hat, derselbe auch resorbirt wird. Für gewöhnlich lässt sich daher nach Seegen auch nach reichlichster Rohrzuckerfütterung kein Rohrzucker im Pfortaderblut nachweisen, nur Drosdoff (Zeitschr. f. physiol. Chem. I, pag. 216) soll es gelungen sein. Die weiteren Schicksale des aus dem Rohrzucker gebildeten Invertzuckers fallen mit den oben geschilderten des Traubenzuckers zusammen. Worm-Müller sah beim Menschen nach Genuss von 50 Grm. Rohrzucker etwa 0, 1 Grm., nach 100 Grm. etwa 0, 85 Grm. und nach 250 Grm. sogar 1, 81 Grm. Zucker, also höchstens V//o der Einfuhr im Harn wieder erscheinen, und zwar als Rohrzucker; bei Hunden fand Seegen 2?4% der gefütterten Zuckermenge im Harn, und zwar zu Vs als Rohrzucker, zu 2/3 als Invertzucker.

Insoweit beide Zuckerarten im Magen und Dünndarm nicht zur Resorption gelangt sind, fallen sie weiterhin der Milchsäure- und Buttersäuregährung anheim.

In den allgemeinen Kreislauf gelangt, wird der Zucker verhältnissmässig schnell bis zu Kohlensäure und Wasser zerstört; von Zwischenpro-ducten, die sich etwa daneben bilden, ist nichts Sicheres bekannt. Für die directe Oxydation des Zuckers spricht die schon von Regnault und Rehset constatirte Thätsache, dass bei Genuss von Amylaceen oder Zucker von dem eingeathmeten Sauerstoff ein erheblich grösserer Theil in Form von Kohlensäure wiedererscheint, als bei Fleisch- oder Fleisch- und Fettnahrung. Wird aber Zucker in weit grösseren Mengen, als dem Bedarfe des Körpers entspricht, genossen, so kann er in Fett übergehen und als solches zum Ansatz am Körper gelangen (vergl. hierüber Fette).

Ueber die Rolle der Zuckerarten als Nährstoffe ist das wesentliche bereits im Artikel Kohlehydrate (s. diese) und Stoffwechsel (s. diesen) beigebracht worden, so dass hier nur darauf verwiesen zu werden braucht.

Ausser den in den Text eingefügten Literaturangaben ist insbesondere Tollens, Handbuch der Kohlehydrate. Breslau 1888, sowie Seegen, Die Zuckerbildung im Thierkörper, ihr Umfang und ihre Bedeutung. Berlin 1900, 2. Auflage, zu citiren.

Zucker - Monosaccharide - Disaccharide - Im Organismus

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