Zucker: Disaccharide

Heilkundelexikon

Zucker: Disaccharide

Zucker - Monosaccharide - Disaccharide - Im Organismus

Diese sind Diglykosen minus 1 Mol. Wasser; sie können gewissermassen als Aetheranhydride der Glykosen betrachtet werden, demgemäss zerfallen sie beim Erhitzen mit verdünnten Mineralsäuren, unter Wasseraufnahme, in 2 Mol. Glykose, wovon wenigstens 1 Mol. Dextrose ist.

Maltose, Malzzucker, C12 H22 O11 + H2 0 (vergl. diese). Aus dem äort Angeführten ist als unterscheidendes Merkmal gegen andere Zuckerarten hervorzuheben: 1. die starke Rechtsdrehung = + 140°; 2. die Bildung von Zuckersäure beim Erhitzen mit verdünnter Salpetersäure; 3. die directe Gährungsfähigkeit mit Hefe; 4. die geringere Reductionsfähigkeit: 3 Mol. Maltose reduciren ebenso viel Kupferoxyd als 2 Th. Traubenzucker. 5. durch Kochen mit verdünnter Schwefelsäure wird Maltose in 2 Mol. Dextrose übergeführt; 6. die Phenylhydrazinverbindung: Phenylmaltosazon schmilzt bei 206°.

Milchzucker, 012 H22 O11 -+- H2 0 (vergl. diesen). Charakteristische Eigenschaften: 1. Rechtsdrehung = + 52, 4°, erhöht sich auf + 81, 5°, wenn die wässerige Lösung zuvor mit verdünnter Säure 1 Stunde lang gekocht nnd auf das ursprüngliche Volumen aufgefüllt wird (Uebergang von Milchzucker in Galaktose und Dextrose); 2. geht mit Hefe nur ganz allmählich und unvollkommen alkoholische Gährung ein; ist er aber zuvor 1 Stunde lang mit verdünnter Schwefelsäure gekocht worden (Ueberführung in Galaktose und Dextrose), so tritt nach Neutralisation mit Kreide nunmehr auf Zusatz von Hefe sofort alkoholische Gährung ein; 3. liefert, mit verdünnter Salpetersäure erwärmt, reichlich Schleimsäure, daneben Zuckersäure; 4. re-ducirt Kupferlösung schwächer als Dextrose: erst 134 Th. Milchzucker re-duciren soviel Kupferoxyd, als 100 Th. Dextrose; 5. mit Zinkoxyd und etwas geronnener Milch versetzt, geht die wässerige Lösung alsbald, am schnellsten bei 30?40°, die Milchsäuregährung ein (Nachweis von milchsaurem Zinkoxyd,); 6. beim Kochen mit verdünnter Salz- oder Schwefelsäure entstehen Dextrose und Galaktose; 7. die Verbindung mit Phenylhydrazin, das Phenyl-laktosazon schmilzt schon bei 200°.

3. Rohrzucker, C12 H22 O11, findet sich im Pflanzenreiche sehr verbreitet, vorzugsweise in den chlorophyllfreien Theilen, am reichlichsten im Zuckerrohr (Saccharum officinarum), welches 16?18°/<^ una* in der Zuckerhirse (Sorghum saccharatum), die zur Zeit der Reife bis 9% Zucker enthält, ferner in einigen Java- und Arenpalmen (Arenga saccharifera), endlich im Zuckerahorn (Acer saccharinum). Wurde von Marggraff (Berlin1747) in der Runkelrübe (Beta vulgaris) entdeckt, die 7?14% davon enthält, findet sich auch in der Mohrrübe (Daucus Carotta), in der Krappwurzel (Rubia tinctorum) bis zu 14%, in den Kaffeebohnen zu 6?7%, ferner in den Wall-und Haselnüssen, in Mandeln und im sogenannten Johannisbrod, der Frucht des Johannisbrodbaumes (Ceratonia siliqua), endlich in den süssen Früchten, meist neben Dextrose und Lävulose.

Eigenschaften und Reactionen. Monokline Krystalle, in
Wasser leicht löslich: 100 Th. Wasser lösen nach Scheibler bei 0° 65 Th., bei 15° 66 Th., bei 30° 70 Th., bei 50° 83 Th. Zucker. Die wässerigen Lösungen drehen rechts, die specifische Drehung = + 66, 5° (und zwar nach Tollens für 5?18% Lösungen + 66, 7°, für 18?69% + 66, 3°). In absolutem Alkohol ist Rohrzucker fasti unlöslich (bei 0° löst sich nur 0, 1, bei 14° 0, 4 Th. in 100 Th. Alkohol), leichter löslich in Weingeist und zwar in 90gradigem Weingeist zu 1%, in 80gradigem zu 7%, in 70gradigem zu 19% und in 60gradigem zu 34%. In Aether ist Zucker unlöslich.

Langsam auf 160° erhitzt, schmilzt er unzersetzt und erstarrt zu einer durchsichtigen glasartigen Masse, die allmählich undurchsichtig und krystallinisch wird.

Völlig reiner Rohrzucker bleibt beim Kochen mit Wasser unverändert; sind ihm aber andere, zumal saure Stoffe beigemengt, so geht er allmählich in Invertzucker, d. h. Gemenge gleicher Theile von Dextrose und Lävulose über. Schnell erfolgt diese Umwandlung beim Erhitzen mit verdünnter Salz-, Schwefel- oder Oxalsäure. Mit Wasser auf 180° im zugeschmolzenen Rohre erhitzt, bildet sich nach F. Hoppe-Seyler neben Kohlensäure und Kohle etwas Brenzcatechin, C6 H6 02.

Bei der Oxydation mit Salpetersäure entstehen neben Oxalsäure Zucker-, Wein- und Traubensäure (aber keine Schleimsäure). Beim Kochen mit Alkalien bräunt er sich nicht, ebensowenig reducirt er im reinen Zustande Kupferlösung, dagegen hält er Kupferoxyd in Gegenwart von Aetzlauge mit lasurblauer Farbe in Lösung. Aus ammoniakalischer Silberlösung scheidet er nach E. Salkowski kein Silber (Silberspiegel) ab, sondern erst nach Zusatz von Natronlauge.

Mit der äquivalenten Menge Kalkhydrat in der Kälte giebt Zucker eine in kaltem Wasser leicht lösliche Verbindung, beim Kochen der gesättigten Lösungen von Kalkhydrat und Zucker entsteht 3basischer Zuckerkalk, C13 H22 Oxl. 3 Ca O, erst in 200 Th. kalten Wassers löslich. Aehnlich verhält es sich mit Strontian; man kann somit aus Zuckerlösungen den Zucker durch Sättigen mit Kalk- oder Strontianhydrat fast quantitativ ausfällen. Versetzt man Zuckerlösung mit ammoniakalischem Bleiacetat, so fällt der Zucker quantitativ als in kaltem Wasser unlösliches Zuckerblei, C12 H16 Gn. Pb3, nieder.

Mit Phenylhydrazin giebt Rohrzucker eine gelbe krystallinische Verbindung, die in nichts vom Phenylglucosazon zu unterscheiden ist, auch, wie dieses, bei 204?205° schmilzt.

Direct unterliegt der Rohrzucker der Hefegährung nicht, sondern erst unter Vermittlung eines in der Hefe vorhandenen löslichen Ferments (Enzym), des >Invertin«, das den Rohrzucker in Invertzucker verwandelt, welch letzterer durch die Hefepilze in alkoholische Gährung versetzt wird.

Mit faulenden Eiweissstoffen etc. unterliegt der Rohrzucker der Milchsäure- und weiterhin der Buttersäuregährung.

Die quantitative Bestimmung des Rohrzuckers geschieht entweder auf polarimetrischem Wege, wobei zu berücksichtigen ist, dass die spec. Drehung des Rohrzuckers + 66, 5° ist (gegenüber + 53° beim Traubenzucker) oder durch Titrirung mit Kupferlösung von bestimmtem Gehalte (Fehling'sche Lösung). Da indess der reine Rohrzucker nicht reducirt, sondern erst nach Ueberführung in Invertzucker, so muss man erst die Zuckerlösung, mit 5?10 Tropfen Salzsäure versetzt, etwa 30 Minuten auf kochendem Wasserbade erhitzen, dann mit Natriumcarbonat neutralisiren und die auf das ursprüngliche Volumen aufgefüllte Flüssigkeit nunmehr mit Fehling-scher Lösung titriren. Der Invertzucker reducirt Kupferlösung genau so stark wie Dextrose (C. Nicol, Zeitschr. f. analyt. Chem. XIV, pag. 180).

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