Wachs, Cera

Heilkundelexikon

Wachs, Cera

Unter Wachs versteht man gewöhnlich das bekannte, von den Bienen abgesonderte Product. Infolge der Aehnüchkeit mit diesem sind dann auch andere Stoffe mit diesem Namen belegt worden, so das Pflanzenwachs, ferner das japanische und endlich das Erdwachs.

Das Bienenwachs, Cera flava, wird hauptsächlich von den jüngeren Arbeitsbienen producirt. Es wird aus besonderen Drüsen an den Ringen des Hinterleibes als feines Häutchen abgesondert. Das Material liefert der ein gesammelte Nectar. Das abgesonderte Wachs wird in sechseckige Zellen ge formt, die für die Brut und den Honig bestimmt sind. Will man Wachs rein gewinnen, so muss es zunächst vom anhaftenden Honig befreit werden. Dies geschieht durch leichtes Erwärmen, Centrifugiren, Schmelzen unter heissem
Wasser. Zum Schluss giesst man das geschmolzene Wachs in flache Gefässe aus. Dieses Wachs ist gelb, durchscheinend, erweicht in der Wärme der Hand und zeigt körnigen Bruch. Der Schmelzpunkt liegt zwischen 63 und 64 °C, das specifische Gewicht zwischen 0, 960 und 0, 970 bei 15 °C. Destillirt man Wachs trocken, so erhält man Wachsöl, Oleum Cerae, ein Gemisch von Palmitinsäure mit Melen, der Hauptsache nach. Es hat butterartige Con- sistenz. In heissem Alkohol löst sich ein Theil des Wachses relativ leicht:

das Cerin; es besteht der Hauptsache nach aus freier Cerotinsäure. Ein Theil aber löst sich schwer, das Myricin. Dieses besteht im wesentlichen aus Palmitinsäure-Melissyläther. Ausser diesen Bestandtheilen sind im Bienen wachs noch etwa 12 ?13%paraffinartiger Körper enthalten. Das Wachs löst sich leicht in Chloroform, Schwefelkohlenstoff, Terpentinöl, namentlich bei Erwärmung. Weisses Wachs (Cera alba) wird hergestellt durch Bleichen. Zu dem Zweck schmilzt man Wachs in alaunhaltigem Wasser und giesst es in Täfelchen aus, um es nun der Sonne zu exponiren. Cera alba schmilzt bei 64 ?65 °C. und hat ein specifisches Gewicht von etwa 0, 97 bei 15 °C. Es ist brüchig. Deshalb wird ihm meist etwas Talg zugesetzt. Um die Reinheit des Wachses festzustellen, stellt man hauptsächlich folgende Prüfungen an: Man löst es in der 12fachen Menge Chloroform. Die Lösung muss klar oder minimal getrübt sein und der Rückstand sehr ge ring. Kocht man Wachs mit dem lOfachen Gewicht eines 90%igen Alkohols einige Minuten, so darf die entstehende Lösung nur schwach gelb gefärbt sein; bei Gegenwart fremder Farbstoffe zeigt sie entsprechende Färbung. Versetzt man die Lösung mit Wasser, so muss sie klar bleiben. Fallen weisse Flocken aus, so ist Stearinsäure zugegen. Das specifische Gewicht des Wachses muss den oben angegebenen Zahlen entsprechen. Es wird ermittelt, indem man bestimmt, wie stark verdünnt, respective von welchem specifischen Gewicht der Alkohol sein muss, in dem eine feine, von Luft befreite Wachsscheibe schwebt. Der Schmelzpunkt wird ermittelt, indem man etwas geschmolzenes Wachs in ein Capillarröhrchen saugt und dort erstarren lässt.

Nach 24 Stunden nimmt man dann die Schmelzpunktbestimmung in bekannter Weise vor. Endlich bestimmt man Säurezahl und Aetherzahl. Zu dem Zweck löst man zunächst eine gemessene Quantität Wachs in heissem Alkohol und bestimmt mit alkoholischer Kalilauge die gelöste Säuremenge. Dann setzt man von neuem eine gemessene Quantität Kalilauge hinzu und kocht etwa 1 Stunde. Dadurch werden die zusammengesetzten Aether ver seift. Dann titrirt man die überschüssige Kalilauge zurück. Die Säurezahl beträgt im Durchschnitt 20, die Aetherzahl etwa 75. Bei wachsähnlichen Substanzen findet man andere Verhältnisse dieser beiden Zahlen. Bei Japan wachs z. B. 1: 10, bei Stearinsäure, Harz, Ceresin ist die Aetherzahl 0 oder beinahe 0, bei Talg ist dieses Verhäitniss wie 1: 44 etc. Das gelbe wie das weisse Wachs werden äusserlich für Salben, Cerate, Pflaster etc. verwandt. Innerlich kann man es als Constituens für Pillen verwenden, wenn Balsame, Kreosot, ätherische Oele, ätherische Extracte etc. in dieser Form gegeben werden sollen. Die Wachssalbe besteht aus einem Theil Wachs, 2 Theilen fetten Oeles, oder aus Wachs, Cetaceum, Oel.

Die Pflanzenwachse werden als Ersatz des Wachses öfter gebraucht. Sie finden sich theils in den Pflanzen, und sind dann durch Aether extrahirbar, theils werden sie auf der Oberfläche ausgeschieden. Von diesen mögen hier angeführt werden: Chinesisches Wachs, Pe-la, krystallinische, dem
Walrat ähnliche Masse, besteht wesentlich aas Cerotinsäure-Ceryläther, Schmelzpunkt 82 °C. Es bildet sich an den Trieben von Fraxinus chinensis, durch Vermittlung einer Insectenart: Foccus Pe-la.

Carnaubawachs, von einer Palme Brasiliens. Es wird von der Pflanze auf die Oberfläche ausgeschieden und durch Umschmelzen gereinigt. Haupt- bestandtheil ist Cerotinsäure-Melissyläther. Schmelzpunkt etwa 83 °C. Ganz ähnlich ist das Palmenwachs von den Cordilleren. Feigenwachs ist ein javanisches Product. Es wird gewonnen aus dem Milchsaft von Ficus gummifera.

Das japanische Wachs (Japantalg, Cera japonica) ist als Fett zu be trachten, da es der Hauptsache nach aus Tripalmitin besteht. Es wird durch Auspressen und Auskochen der japanischen Rhus succedana gewonnen und nach Behandlung mit Kali gebleicht. Schmelzpunkt etwa 53 °C, speeifisches Gewicht ungefähr 1, 0.

Erdwachs, Ozokerit, ist ein Paraffin, das sich mehrfach in den Karpathen findet. Gereinigt ist es völlig weiss und hart wie Wachs.

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