Abbazia

Heilkundelexikon

Abbazia

Abbazia, ein in jüngster Zeit entstandener und lebhaft aufstrebender klimatischer und Seebade-Curort, liegt an der Ostküste Istriens, knapp am Meere; im Nordwesten durch den 1396 Meter hohen Monte Maggiore, imNorden und Nordosten durch das dinarische Gebirge vor rauhen Winden geschützt, eine halbe Fahrstunde entfernt von der Südbahnstation Mattuglie-Abbazia, von welcher eine wohl gepflegte Fahrstrasse in den Curort führt. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt 14,09° C, die mittlere Wintertemperatur 9,56° C; die mittlere Temperatur ergiebt für den Januar 8,8° C, Februar 5,6° C, März 9,1°C, April 12,5°C, Mai 17PC, Juni 19,3°C, Juli 22,3°C, August 21,9°O, September 20,8° C., October 15,1°C, November 11,7°C, December 8,4° C. Die Luftfeuchtigkeit beträgt im Mittel 77%, die Niederschlagsmenge 1728 Mm., der Dunstdruck 9,48, die Zahl der Schneetage 4. Der ausgiebigen Deckung gegen nördliche Windrichtungen, sowie der Temperatur ausgleichenden Wirkung des Meeres verdankt Abbazia sein mildes Klima. Lorbeerwälder, Wälder von Olivenbäumen und Edelkastanien, mächtige Weinstöcke und Feigenbäume verleihen der ötegend ein südliches Gepräge. Aus den meteoro logischen Beobachtungen ergiebt sich, dass die mittlere Jahrestemperatur Abbazias höher ist als jene der anderen österreichischen Winterstationen, und dass sie sich jener det Riviera di Ponente nähert, dass in Abbazia ferner die Temperaturextreme geringer sind als in den klimatischen Winter stationen des Binnenlandes. Die tiefsten Temperaturen, welche in Abbazia bisher beobachtet wurden, sind nicht wesentlich niedriger als jene von Nizza und Cannes; der Luftdruck ist ein hoher und entspricht jenem an den Curorten der Riviera di Ponente. Die relative Luftfeuchtigkeit ist wesentlich grösser als jene der Riviera und der südtirolischen Wintercurorte, die-in Abbazia beobachtete Niederschlagsmenge ist mehr als doppelt so gross als jene der bezeichneten Orte. Hingegen fällt in Abbazia viel seltener Schnee als in Gries, Arco und Görz. Die vorherrschenden Windrichtungen sind der Nordost und Südost, und zwar der erstere vorwiegend in den Monaten Januar und Februar, letzterer in den Monaten October, November und December; es sind durchschnittlich während des Winters 6 Tage, an denen der Wind so heftig ist, dass Kranke das Zimmer hüten müssen. Abbazia ist demnach als eine klimatische Winterstation mit gleichmässiger Temperatur, hohem Barometerstande und hohem Feuchtigkeitsgehalte der Luft empfehlens-werth. Zu den Curmitteln Abbazias gehört neben dem Seebade im Freien^ welches von Ende April bis Anfangs November benützt werden kann — die mittlere Wassertemperatur beträgt im Mai 19°C, Juli und August 25—26°C, September 22° C. —, der Pavillon für warme Seebäder und Süsswasserbädedv das elektrische Bad, die hydrotherapeutische Anstalt mit Dampfkastenbad und römisch-irischem Bade, ferner die von Anfang September bis Ende October mögliche Traubencur. Von dem österreichischen Touristenclub sind gute Terraincurwege angelegt. Die Wohngebäude der Südbahn, sowie Privatvillen bieten günstige Unterkunft in etwa 350 Zimmern, deren Preise sich in den in Oesterreich üblichen Grenzen bewegen. Für Kranke, die aus Wien oder Budapest kommen, ist es von Bedeutung, dass sie, ohne das Coupe zu verlassen, in einer Nacht nach dem südlichen Curorte gelangen. Die Verpflegung ist eine sehr gute, das Trinkwasser gut und brauchbar. Die Fäcalien werden in gut cementirten Senkgruben gesammelt, welche mittelst Exhaustoren aus gepumpt werden. — Der klimatische Curaufenthalt in Abbazia ist besonders geeignet für Scrophulöse, anämische Herzkranke, Nervenleidende und Kranke mit chronischen Catarrhen des Larynx, Pharynx und der Bronchien, auch mit Spitzencatarrhen und Infiltrationen ohne febrile Erscheinungen.

Literatur: Virchow, Ueber Abbazia. Berliner klin. Wochenschr. 1889. — Rabl und Silberhuber, Wintercnrort und Seebad Abbazia. Touristenführer. Heft XX, Wien 1888, 2. Aufl. 1890. — Gläx und Schwarz, Wintercurort und Seebad Abbazia. Braumüller's Badebibliothek. Wien 1891. — Julius Glax, Aerztliche Mittheilungen aus Abbazia. Erstes Heft: Abbazia als klimatische Winterstation, ihre hygienischen und meteorologischen Verhältnisse. Wien 1892, W. Braumüller.

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