Zimmt, Zimmrinde

Heilkundelexikon

Zimmt, Zimmrinde

Zimmt, Zimmrinde - Präparate

Zimmt, Zimmtrinde, Cortex Cinnamomi, die von den äusseren Gewebsschichten theilweise oder grösstentheils bis auf den Bast befreite und getrocknete Zweigrinde mehrerer Cinnamomum-Arten, Bäumen aus der Familie der Lauraceen. In unserem Handel kommen drei Hauptsorten des Zimmts vor, welche gewöhnlich als Ceylon-Zimmt (KauehP, Zimmtcassie (Cassia vera) und Holzzimmt oder Holzcassie (Cassia lignea) bezeichnet werden, davon ist nur officinell die Zimmtcassie, Chinesischer oder gemeiner Zimmt, Cortex Cin namomi, C. Cinnam. Chinensis, C. Cassiae cinnamomeae, Cassia vera, Pharm Germ, et Austr., von Cinnamomum Cassia Bl. (C. aromaticum Nees) einem im südöstlichen China einheimischen und dort, sowie im Sundaarchipel cultmrten Baume, in 1?2 Mm. dicken, einfachen, harten, spröden, eben bruchigen Röhren, an der Aussenfläche matt-rothbraun, häufig stellenweise noch mit anhaftendem grauem Periderm, von scharf-gewürzhaftem, zugleich schleimigem, mehr herbem als süsslichem Geschmacke und angenehmem aromatischem Gerüche.

Die Zimmtcassie wird häufig verwechselt mit dem sogenannten Holzzimmt (Holzcassie, Malabarznnmt), Cortex Cinnamomi Malabarici, Cassia lignea, welcher von einer Culturvarietät des ceylonischen Zimtbaumes, Cinnamomum Zeylanicum Br. Cassia, abgeleitet, offenbar aber von mehreren Cinnamomumarten des Festlandes und der Inselflur Südasiens gesammelt wird.

Als hauptsächlichste Bestandteile enthält der chinesische Zimmt ein ätherisches Oel (siehe weiter unten), von dem er 1 bis nahe 2% liefert 8?12% Harz, circa 4% Stärkemehl, bis 8ya% Schleim und Gerbstoff.

Der Ceylon-Zimmt, Cortex Cinnamomi Zeylanici, Cinnamomum acutum s. verum, von Cinnamomum Zeylanicum Breyne (Laurus Cinnamomum L.), einem ursprünglich auf Ceylon einbeimischen, dort, sowie in Vorderindien, auf Java, Sumatra, Reunion, in Westindien und Südamerika cultivirten Baume, in etwa fingerdicken Cylindern, welche aus 8?10 ineinander-gesteckten, leichten, brüchigen, im Bruche kurzfaserigen, nur 3/3?V« Mm dicken Doppelröhren bestehen, deren Aussenfläche glatt, matt hellgelbbraun von helleren Längsstreifen (Bastbündeln) durchzogen ist, von feinem speci-fisch aromatischen Gerüche und feurig-gewürzhaftem, zugleich süssem und etwas schleimigem Geschmack, ist nicht mehr officinell. Derselbe enthält durchschnittlich iy2o/0 ätherisches Oel neben Harz,
Zucker, Mannit, Gerbstoff, Schleim etc.

Genauere Untersuchungen über die physiologische Wirkung des Zimmtöls und des Zimmt fehlen. Nach Mitscherlich's Versuchen an Kaninchen wirkt das Zimmtcassienöl ungefähr gleich stark toxisch, wie das Muscatnussöl (24, 0 tödteten in 5 Stunden, 8, 0 in 40 Stunden, während 4, 0 nur eine mehrtägige Erkrankung zur Folge hatten), schwächer als Senf-, Bittermandel-, Sadebaum- und Kümmelöl, stärker als Fenchel-, Citronen-, Terpentin-, Wachholder- und Copaivaöl.

Als wesentlichste Vergiftungserscheinungen wurden beobachtet: frequenter und ungewöhnlich starker Herzschlag, anfänglich Unruhe, Entleerung harter Kothmassen ohne nachfolgende Diarrhöe, dann Muskelschwäche, geringe Abnahme der Sensibilität, Bauchlage, Abnahme der Frequenz und Stärke des Herzschlags, verlangsamte und beschwerliche Respiration, Abnahme der Temperatur in den inneren Theilen und Tod ohne Convulsionen. Der Urin besass einen stark aromatischen Geruch.

Auf der unversehrten Haut erzeugt es bei andauernder Einwirkung erst nach 10 Minuten schwache Röthung, dann allmählich bald wieder schwindendes Gefühl von Prickeln und Stechen.

Gleich dem Ceylon-Zimmtöle wirkt es als Ozonträger und tödtet Bacte-rien in einer Verdünnung von 1: 2000 (Schwarz).

Die Rinde wirkt verdauungsfordernd, in grösseren Gaben excitirend und bei anhaltendem Gebrauche unter Umständen stopfend. Ausserdem schreibt man dem Zimmt eine specifische Wirkung auf den Uterus zu; er soll Con-tractionen desselben hervorrufen und dadurch Metrorrhagien stillen können. Wahrscheinlich aber wirkt er hier als Analepticum günstig.

Anwendung. Zimmt ist bekanntlich ein sehr beliebtes, viel gebrauchtes Gewürz. Medicinisch findet er, namentlich in seinen unten angeführten Präparaten, Anwendung vorzüglich als Excitans und Analepticum, wohl auch als Stomachicum und stopfendes Mittel (zumal bei chronischen Durchfällen), dann als Emmenagogum und Ecbolicum. Intern zu 0, 3?1, 5 pro dos., in Pulv., Pillen, Electuar., Spec, Infus. (5, 0?15, 0 auf 150, 0 Col.). Häufig als Corrigens für Pulver und Conspergens für Pillen. Extern als Zuthat zu Zahnpulvern, Zahnpasten, Räucherpulvern etc.


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