Zelle: Cutis

Heilkundelexikon

Zelle: Cutis


Cuticulare Bildungen. An zahlreichen Epidermis- und Epithellagen liegen die Zellen mit ihren Endflächen nicht frei, sondern die letzteren werden bedeckt von einer dichteren und stärker brechenden Substanz bald nur in Form zarter Grenzsäume, bald in Form mächtigerer, häufig geschichteter, hautartiger Bildungen, die vielfach eine senkrecht zur Oberfläche gerichtete feine Streifung erkennen lassen.

Alle cuticularen Substanzen besitzen eine grössere Dichtigkeit, ein stärkeres Brechungsvermögen und eine grössere Resistenz gegen chemische Agentien als die Substanz der an ihrer Bildung betheiligten Zellen. Sie gehören zu den Albuminoiden, die durch ihre elementare Zusammensetzung in naher Beziehung zu den echten Eiweisskörpern stehen, sich aber durch den Ausfall eines oder mehrerer der den letzten zugehörigen Atomcomplexe von denselben unterscheiden.

Das von Kölliker und Funke zuerst wahrgenommene, die freie basale Fläche der Darmepithelien und der Zellen der Lieberkühn'schen Drüsen überziehende Häutchen (s. Fig. 106) erscheint im Durchschnitt als ein con-tinuirlicher glänzender Saum von wechselnder Breite, dessen den einzelnen.

Zellen entsprechende Abschnitte nur locker untereinander und auch mit den basalen Zellflächen nicht fest verbunden sind. Beim Zerzupfen von in Osmiumsäure oder in Alkohol erhärteten Präparaten unter Wasser lösen sich die Deckel von einzelnen Zellen, wie von ganzen Reihen derselben als continuirliche Häutchen ab und heben sich nach Wasserzusatz zum frischen Präparat nicht nur von den Zellen ab, sondern zerfallen schliesslich zu einzelnen Stäbchen. Die letzteren treten häufig schon an frischen, unveränderten Objecten hervor, deutlicher nach Einwirkung von Alkohol oder Pikrinsäure und bewirken eine feine und dichte, der Längsachse der Zellen parallele Strichelung der Säume. Auch in anscheinend ganz homogenen Säumen können Stäbchen enthalten sein, werden aber nicht wahrgenommen, wenn die zwischen ihnen befindliche Substanz ein dem ihrigen gleiches Brechungsvermögen besitzt. Unterschiede im Brechungsvermögen werden aber hervorgerufen und dadurch die Stäbchen sichtbar gemacht durch Wasserzusatz, wie durch Wasserentziehung unter Einwirkung von Kochsalzlösung. In manchen Fällen gelingt es auch dadurch nicht Stäbchen vortreten zu lassen, der Saum scheint dann thatsächlich ganz homogen zu sein. Ein Zusammenhang der Stäbchen mit dem Fadengerüst des Zellkörpers wird von einzelnen Beobachtern behauptet, von anderen bestritten.

Von einigen Autoren (Thanhoffer, Wiedersheim) sind die Stäbchen nicht blos als Fortsätze des Protoplasma aufgefasst, sondern es sind an denselben auch pseudopodienartige Bewegungen, ein Sich-vorstrecken und wieder Zurückziehen, wahrgenommen worden und Heidenhain fand, dass unter dem Einflüsse bestimmter Reize nicht blos Form Veränderungen und Ab-schnürungsvorgänge an den Zellen eintreten, sondern auch erhebliche Formveränderungen der Stäbchen. Nach Einspritzen einer 10?20°/0igen Lösung von schwefelsaurer Magnesia in den Darm des lebenden Thieres runden sich die Epithelzellen ab, die Stäbchen verlängern sich zu Haaren und der haartragende Abschnitt schnürt sich ab. Die Stäbchen sind demnach nicht starre, unveränderliche Gebüde, sondern können unter Umständen bis zu verschiedener Weite vorgestreckt werden.

Neben den Stäbchen ist an den Säumen noch eine äusserst feine, schwer zu erkennende Längsstreifung beschrieben worden (Erdmann, Eimer). Die Epidermis der Säugethiere ist lediglich der Sitz von Verhornungsprocessen, welche die Zellen in ihrer ganzen Dicke und ganze Zellschichten betreffen, es verschmelzen aber die äussersten Schichten der obersten Zelllage nicht zur Bildung einer Cuticula und ebensowenig wird eine solche abgeschieden.


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