Xanthinstoffe: Nachweis und Bestimmung

Heilkundelexikon

Xanthinstoffe: Nachweis und Bestimmung


Nachweis und Trennung der Xanthinstoffe. Am besten legt man überall hierbei das Verfahren zugrunde, die Xanthinstoffe in ammoniakalischer Lösung als Silberverbindung auszufällen und in diesem Niederschlage möglichste Trennung der einzelnen Stoffe von einander zu bewirken. Handelt es sich um eiweissfreie Flüssigkeiten, wie Harn, so werden dieselben mit Ammoniak stark alkalisch gemacht, von den Phosphaten abfiltrirt, das Filtrat mit ammoniakalischer Silberlösung vollständig ausgefällt; der Niederschlag, bis zum Verschwinden der Chlorreaction gewaschen, enthält die Xanthinstoffe. Der Niederschlag wird nun mit Salpetersäure (unter Zusatz von Harnstoff, um die Nitrirung von Guanin zu vermeiden) erwärmt, kalt filtrirt; im Niederschlage bleiben alle Xanthinstoffe, ausgenommen das Xanthin, das ins Filtrat übergeht und bei längerem Stehen, beziehungsweise Einengen ausfällt. Die ausgeschiedenen Silberverbindungen, die eventuell Hypoxanthin, Guanin und Adenin enthalten können, werden nach Kossel und Schindler erst mit Wasser gewaschen, mit heissem verdünnten Ammoniak vom Filter gespült, auf dem Wasserbade längere Zeit digerirt und so die ursprünglichen Silberoxydverbindungen regenerirt, diese mit Schwefelammon in der Wärme zersetzt, vom Schwefelsilber (und einem Theil der Guanin-silberverbindung) abfiltrirt. Das klare Filtrat enthält Hypoxanthin, Adenin und einen Theil des Guanin; letzteres fällt aus, wenn man die Flüssigkeit unter Zusatz von Ammoniak auf dem Wasserbade einengt. Aus dem im Niederschlage neben Schwefelsilber befindlichen Guaninsilberoxyd wird mit siedender verdünnter Salzsäure das Guanin ausgezogen und aus dieser Lösung durch Ueberschuss von Ammoniak gefällt; beide Guaninfällungen werden auf demselben Filter vereinigt und gewogen. Das ammoniakalische Filtrat vom abgeschiedenen Schwefelsilber, das Hypoxanthin und Adenin enthalten kann, auf dem Wasserbade in gewogener Platinschale zur Trockne verdunstet, bei 110° getrocknet und gewogen, ergiebt das Gewicht vom Adenin und Hypoxanthin. In diesem Rückstande wird eine Stickstoffbestimmung ausgeführt; da Adenin 51, 85% N, Hypoxanthin nur 41, 17<>/o N enthält, lässt sich aus dem Gewicht und dem gefundenen N-Gehalt einfach der Antheil des Adenins einer-, des Hypoxanthins andererseits berechnen. In eiweisshaltigen Flüssigkeiten ist zunächst durch Erhitzen zum Sieden unter tropfenweisem Zusatz von äusserst verdünnter Essigsäure das Eiweiss auszufällen und mit dem Filtrate dann, wie für eiweissfreie Flüssigkeiten angegeben, zu verfahren.

Um aus Organen und Geweben Xanthinkörper abzuscheiden, verfährt man nach Kossel wie folgt: Der gut zerkleinerte Organbrei, 50 bis 100 Grm., wird mit Wasser oder, da die Xanthinstoffe aus den Nucleinen erst durch Kochen mit verdünnter Säure abgespalten werden, mit l%iger Schwefelsäure im Dampftopf mehrere Stunden gekocht, die erkaltete Flüssigkeit colirt, sammt den Waschwässern eingeengt, mit Ammoniak alkalisirt, eventuell filtrirt, im Filtrate die Xanthinstoffe durch ammoniakalische Silberlösung ausgefällt und deren Trennung wie oben bewirkt.

Handelt es sich nur um eine summarische Bestimmung der Xanthinstoffe überhaupt, ohne dass es auf eine Trennung derselben ankommt, so kann man den aus ammoniakalischer Lösung gewonnenen Silberniederschlag einfach nach dem Trocknen zur Wägung bringen oder nach Salkowski denselben veraschen und das Silber durch Titriren mit Rhodanlösung (vergl. Titrirmethoden) bestimmen. So z. B. im Harn etwa folgendermassen: 400 bis 600 Ccm. des eiweissfreien Harns werden erst mit Magnesiamischung und dann mit einer S0/0^S^ Silbernitratlösung vollständig ausgefällt., Der gut gewaschene Niederschlag von Harnsäure und Xanthinstoffen (Alloxur-oder Purinbasen) wird in Wasser suspendirt und nach Zusatz von etwas Salzsäure mit Schwefelwasserstoff zersetzt, zum Sieden erhitzt, heiss filtrirt, das Filtrat auf dem Wasserbade zur Trockne verdunstet; der Rückstand wird mit circa 25 Ccm. heisser 3%iger Schwefelsäure aufgenommen (Xanthinstoffe gehen in Lösung, nicht aber Harnsäure), nach 24 Stunden von der ungelösten Harnsäure abfiltrirt, Filtrat nach Uebersättigen mit Ammoniak abermals mit Silbernitrat gefällt, Niederschlag abfiltrirt, ausgewaschen, vorsichtig eingeäschert, die Asche in verdünnter Salpetersäure gelöst und mit Rhodanammon nach Volhard titrirt. 1 Grm. Silber entspricht 0, 277 Grm. Xanthinstoff-N oder 0, 74 Grm. Xanthinstoffe (Alloxurbasen). Die bei der Schwefelsäureextraction unlöslich gebliebene Harnsäure wird auf dem Filter gesammelt und aus ihrem nach Kjeldahl ermittelten N-Gehalt bestimmt. So lassen sich Harnsäure und Xanthinstoffe gleichzeitig bestimmen. So fanden Flatow und Reitzenstein im 24stündigen Gesammtharn 16 45 Mgrm. an Xanthinstoffen. Nach Verfütterung nucleinreicher Nahrung (z. B. Thymus) ist die Menge vermehrt, ebenso bei reichlicherem Zerfall von Leukocyten und bei Leukämie.


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