Wurstgift: Therapie

Heilkundelexikon

Wurstgift: Therapie


Die Therapie der Wurstvergiftung hat sich bisher keiner grossen Erfolge zu rühmen. Die in älteren Zeiten gepriesenen Specifica, wie Pflanzensäuren (Buchner), Alkalien (Kerner), Schwefelleber (Kerner und Bodenmüller), Belladonna (Paulus), Catechu (Steinbach), Phosphor und Arsenik abwechselnd (Bosch), sind nur ein trauriger Beweis für den blinden Arzneiglauben früherer Perioden der Medicin. Rationell ist ohne Zweifel in allen frischen Fällen die Entfernung der schädlichen Ingesta durch Brechmittel und Purgantia. Da die mit prodromaler Diarrhöe einhergehenden Erkrankungen in der Regel am günstigsten verlaufen, scheinen Purganzen besonders indicirt, umsomehr, als nicht selten noch nach mehreren Tagen Wurstmassen mit den Stühlen abgehen. In späteren Perioden der Vergiftung sind tonisirende und nicht selten auch excitirende Mittel angezeigt. Ist die Ernährung infolge von Aphagie oder Dysphagie wesentlich beeinträchtigt, so muss künstliche Fütterung mit der Schlundsonde, die in einzelnen Fällen auch auf die Schlingbeschwerden günstig einwirkt (Eichenberg), oder Ernährung mit Peptonen vom Rectum aus versucht werden. Gegen Trockenheit im Munde und Schlünde empfiehlt Eichenberg Eispillen und Kali chloricum, gegen Durstgefühl Kaatzer Pilocarpininjection von 0, 01?0, 02. Gegen anhaltende Mydriasis oder Amblyopie hat man Strychnin mit Erfolg gebraucht; Eichenberg und Kaatzer rühmen gegen Accommodationsstörungen Einträuflungen von Physostigmin. Die hartnäckige Obstipation bei länger dauerndem Botulismus erfordert häufig Gebrauch von Klystieren, da mitunter selbst die stärksten Drastica erfolglos angewendet werden. Nach den Versuchen von Kempner und Pollak scheint es, als ob auch für den Botu-lismus die Serumtherapie von Bedeutung werden sollte. Nach ihnen bildet sich im Blute ein Botulismusantitoxin, das nicht aliein die degenerirten Zellen wieder functionsfähig mache, sondern auch imstande sei, 9 Stunden vorher injicirtes Botulismustoxin zu binden.

Sanitätspolizeiliche Massregeln zur Verminderung der Wurstvergiftung, die übrigens in ihrem ursprünglichen Bezirke an Zahl bedeutend abgenommen hat, können höchstens in Warnungen vor dem Genüsse von nicht gehörig geräucherten, zu lange aufbewahrten oder auffällige Veränderung in Con-sistenz, Farbe, Geruch und Geschmack darbietenden Würsten bestehen. Polizeiliche Controle ist unausführbar; eher könnte man in Ländern, wo viel geräucherte Würste consumirt werden, an baupolizeiliche Vorschriften für zweckmässige Anlage von Räucherkammern denken.


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Bitte beachten Sie, dass es sich bei dem Text auf dieser Seite um einen Auszug aus einem über hundert Jahre alten Fachbuch der Medizin handelt.
So entsprechen vor allem die genannten diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen nicht dem aktuellen Stand der Medizin, die Anwendung kann nicht nur die Diagnose einer Erkrankung verzögern, sondern auch direkt den Körper schädigen.

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