Wirbelverletzungen: Gewalteinwirkung

Heilkundelexikon

Wirbelverletzungen: Gewalteinwirkung

Wirbelverletzungen - Frakturen - Luxationen - Gewalteinwirkung

Was nun die auf die Wirbelsäule als Ganzes wirkenden Gewalten betrifft, so entnehme ich einer Arbeit Maydl's Folgendes:
Nach einigen Messungen der Excursionsfähigkeit der Wirbelsäule konnte Maydl constatiren, dass die seitliche Beweglichkeit die höchsten Werthe erreicht in der Lendenwirbelsäule, demnächst in der Halswirbelsäule und am geringsten wird in dem unteren Brustwirbelsäulesegment, den 1. und 2. Lendenwirbel mitgezählt. So betrugen diese Werthe in 2 Fällen 45, 5°, 33°, 26o und 37°, 34°, 17°. Auch bei der Vor- und Rückwärtsbeugung be-theiligt sich am ausgiebigsten die Hals- und Lendenwirbelsäule, am wenigsten der untere und obere Abschnitt der Brustwirbelsäule; wieder in 2 Fällen betrugen die Zahlen:
für das Lendensegment77 und 63
? ? Halssegment38 und 39, 5
? die 2 Brustsegmenthälften26 und 30
32 und 17

An diesen Übergangsstellen des beweglicheren in den minder beweg-lichen Theil erfolgen zumeist die indirecten Fracturen.

Die angestellten Versuche lehrten, dass durch einfache Uebertreibung der normalen Beweglichkeit höchst selten Fracturen geschehen; es entstehen meist Trennungen des Körpers und des Intervertebralknorpels, ja Luxationen des Sacrums aus den Symphysen etc. Erst wenn mittels eines Apparates zu der biegenden Gewalt eine comprimirende hinzugefügt wurde, entstanden die verschiedensten Brüche. Bei Seitwärtsbiegungen erfolgten meist Zerreissun-genderWeichtheile an der entgegengesetzten Seite, während die der Biegung gleichnamige bis auf hie und da vorkommende Ringfracturen unversehrt blieb. Oefters wurde auch der Dornfortsatz im Fracturniveau abgerissen. Des weiteren entstanden Gelenkdiastasen auf der ungleichnamigen und manchmal Compression des Wirbels auf der gleichnamigen (mit der Biegung) Seite. Einmal brach der ganze Wirbel horizontal entzwei, ohne dass am oberen oder unteren Fragment weitere Trennungen erfolgt wären. Bei Seitwärts bewegungen erfolgte die Fractur nicht selten in der Mitte der Brustwirbelsäule. Bei Vor-wärtsbiegungen ist die leichteste Form der Fractur der Abriss des Dornfort-satzes. Die zweite constanteste Erscheinung ist die Zermalmungsfractur eines oder mehrerer Wirbelkörper. Dabei sei bemerkt, dass eine Zerreissung des Lig. longit. post., daher auch das Prominiren von Fragmenten gegen den Wirbeicanal höchst selten angetroffen wurde, so auch die Spondylolisthese in der Bruchstelle. Oefters bildete die Zwischenwirbelscheibe mit den an-grenzenden Körperpartien einen soliden kugeligen Kern inmitten des aus zwei oder mehreren Wirbelkörpern entstandenen Spongiosabreies. Weiter kommt hinzu die Continuitätstrennung am Bogen, welche zumeist sym-metrisch erfolgt, so dass ein mehr oder weniger grosses Stück aus dem Bogen ausgerissen wird. Eine beliebte Bruchstelle liegt zwischen den Ge-lenken für eine obere und untere Rippe einer- und den Proc. art. anderer-seits. Die Bogenverletzungen können bei gleichzeitiger Compressionsfractur der Körper vertreten sein durch eine Diastase oder wirkliche Luxation der Articularfortsätze. ? Fast ausnahmslos erfolgten die Fracturen zwischen dem 10. Brust- und 1. Lendenwirbel. Der Riss des die Dornfortsätze ver-bindenden Ligaments erfolgt regelmässig unter einem heftigen Knall. Sehr häufig combiniren sich multiple Rippenbrüche und erfolgten meist nach aussen vom Tuberculum. Rückwärtsbiegungen erzeugen beinahe regelmässig Trennungen zwischen Körper und Zwischenwirbelscheibe, und zwar zwischen dieser und dem nächst oberen Körper, dabei wird das Lig. longit. ant. ge-sprengt. Abrisse der Körperkanten. Compressionsfracturen der Proc. transversi oder spinosi, seltener ein Bogenbruch, combiniren die Continuitäts- lösungen. Der Wirbelcanal ist noch weniger beengt, als bei den Vorwärts- biegungen.

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