Wein: Nachweismethoden

Heilkundelexikon

Wein: Nachweismethoden


Unterscheidung der natürlichen Rothweine von den künstlich gefärbten.

1. Versetzt man Wein mit etwas Ammoniak in geringem Ueberschusse und fügt weiter Schwefelammonium hinzu, so entsteht unter allen Umständen ein Niederschlag. Filtrirt man von diesem ab, so zeigt bei natürlichem Weine das Filtrat eine bouteillengrüne Farbe, während es bei gefärbten Weinen gelbbraun, braunroth oder violett aussieht.

2. Dampft man etwas Rothwein in einer Porcellanschale ein, so hinterlässt der natürliche Wein braunrothe Ringe; alle künstlich gefärbten Weine geben schöne rothe, mitunter auch violette Ringe.

Da es grosse Schwierigkeiten macht, von gewissen Pflanzenfarbstoffen gerade die des natürlichen Rothweines zu unterscheiden, so beschränkt man sich zumeist auf den Nachweis der Theerfarbstoffe im Weine Dietzsch empfiehlt zur Erkennung derselben folgende Proben:

1. Schüttet man etwas Wein auf die flache Hand, so wird die Haut nach kurzer Zeit roth gefärbt und lässt sich mit
Wasser nicht entfärben, wenn Fuchsin im Weine war.

2. Kocht man etwas Wein im Reagenzglas einigemale auf, nachdem vorher ein Stückchen weisses Wollgarn in den Wein gelegt wurde, so wird die Wolle roth gefärbt, ohne dass sich die Farbe wieder abwaschen lässt.

3. Versetzt man etwas Wein in einem Reagenzglas mit so viel Bleiessig, bis kein Niederschlag mehr entsteht, und lässt denselben absetzen, so ist die darüberstehende Flüssigkeit nur dann rosa gefärbt, wenn der Wein mit Fuchsin oder Kermesbeeren versetzt war; alle anderen künstlich gefärbten und natürlichen Weine geben eine farblose Flüssigkeit. Zu beachten ist jedoch, dass ganz kleine Mengen von Fuchsin sich bei dieser Probe der Beobachtung entziehen.

Um Fuchsin von dem Farbstoff der Kermesbeeren zu unterscheiden, filtrirt man den Niederschlag ab und schüttelt das Filtrat mit 1 ?2 Ccm. Amylalkohol tüchtig durch. Dieser entzieht der Flüssigkeit das Fuchsin und sammelt sich, schön rosa gefärbt, darin.

4. In einem Reagenzglas erwärmt man den Wein und setzt ein Stückchen Stearin zu. Die geringsten Spuren Fuchsin färben das Stearin nach dem Durchschütteln blau oder violett, während bei reinem Wein dasselbe nur etwas missfärbig erscheint (Geissler). Säurefuchsin (rosanilinsulfosaures Natron) färbt jedoch das Stearin nicht oder wenig charakteristisch; dagegen werden beide Sorten Fuchsin in minimen Spuren erkannt, wenn man das erkaltete Stearin abhebt, trocknet und in wenig Amylalkohol bei gelinder Wärme löst, wobei derselbe bei Gegenwart von Fuchsin und Säurefuchsin roth gefärbt wird.

5. Man schüttelt etwas Wein wiederholt mit Amylalkohol aus, welcher durch Fuchsin und Rouge vegetai roth gefärbt wird. Beim Verdunsten desselben bleibt ein schöner rother Rückstand, der durch Salmiakgeist beim Erwärmen farblos, bei Gegenwart von Rosolsäure aber violett wird. Von Interesse ist auch die Erkennung der Zuckercouleur, d. i. von gebranntem und dann in
Wasser aufgelöstem Zucker, die weissen Weinen oft zugesetzt wird, um ihnen eine goldgelbe Farbe zu geben. Wenn auch die Zuckercouleur unschädlich ist, so weist deren Gegenwart doch auf ein künstliches Aufputzen des Getränkes hin. Man entdeckt diesen Zusatz, wenn man etwas Wein in einem Reagenzglas mit einigen Tropfen Eiweiss schüttelt; die gelbe Zuckerfarbe bleibt davon unverändert, während der natürliche Farbstoff des Weines gefällt und dieser dadurch farblos wird.

Nachweis von Salicylsäure im Weine. Nach Weigert schüttelt man 50 Ccm. Wein mit 5 Ccm. Amylalkohol kräftig während einiger Minuten, bringt den geklärten Amylalkohol mittelst einer Pipette in ein Reagenzglas, mischt ihn hier mit dem gleichen Volum Alkohol, in welchem sich der Amylalkohol auflöst. Zu dieser Lösung setzt man nun einige Tropfen stark verdünnter Eisenchloridlösung zu; bei Vorhandensein von Salicylsäure tritt alsobald deutlich violette Färbung auf.

Einfacher noch ist folgende Probe von Kayser: Es werden 100 Ccm. Wein wiederholt mit Chloroform ausgeschüttelt, das Chloroform wird verdunstet, der Rückstand im Wasser gelöst und wie oben mit verdünnter Eisenchloridlösung geprüft. Behufs einer annähernden quantitativen Bestimmung genügt es, den beim Verdunsten des Chloroforms bei gewöhnlicher Temperatur bleibenden Rückstand nochmals in Chloroform aufzulösen, dann zu filtriren, wieder einzudampfen und zu wägen.

Wie schon früher erwähnt, gelingt es nach C. Neubauer, den Zusatz von Kartoffelzucker, i. e. aus Stärke bereiteten Traubenzucker bei irgend einer der Weinverbesserungs-und Weinvermehrungsverfahren mittels des Polarisationspparates nachzuweisen. Die Thatsachen, auf welchen dieser Nachweis beruht, sind in Kürze folgende: Die im Traubensafte vorkommende Zuckerart ist wie die in allen süssen Früchten vorkommende, ein Gemenge von Dextrose (rechtsdrehendem Zucker) und Lävulose (linksdrehendem Zucker), welche beide zu ungefähr gleichen Theilen darin vertreten sind. Da jedoch die Lävuiose ein stärkeres Drehungsvermögen nach links besitzt als die Dextrose nach rechts, so beobachtet man für Most im allgemeinen eine Linksdrehung von 5 ?8 °. In Weinen, in denen die ursprüngliche Zuckermenge fast ganz vergohren ist, beträgt die Drehung zumeist 0 °, bei feinen Ausleseweinen, die noch unvergohrenen Zucker enthalten, bleibt eine Linksdrehung bestehen. Andere reine natürliche Weine können eine Rechtsdrehung von 0, 1 ?0, 3 °C. zeigen, die von der Weinsäure oder anderen noch unbekannten Körpern herrührt. Concentrirt man solche Weine durch vorsichtiges Abdampfen auf das Sechs-bis Achtfache und untersucht die nach dem Herauskrystallisiren des Weinsteins entfärbte Lösung in einer 220 Mm. langen Polarisationsröhre, so zeigt sich bei allen reinen Weinen, selbst den reinsten, eine 0, 4 ?2 ° betragende Rechtsdrehung. Wurde der Wein jedoch nach Zusatz von Kartoffelzucker vergohren, so wird derselbe eine stärkere Rechtsdrehung zeigen. Es enthält nämlich der käufliche Stärkezucker stets 18 ?25% eines dextrinähnlichen unvergährbaren Kohlehydrates, das als »Amylin« bezeichnet wurde, welches die Polarisations ebene nach rechts dreht in Alkohol löslich ist (daher im Weine in Lösung bleibt), aus der alkoholischen Lösung jedoch durch Aether fällbar ist. Die optische Prüfung wird im Wild'schen Polaristrobometer, auf dessen Graduirung sich die folgenden Angaben beziehen, mit dem klaren, völlig entfärbten Wein ausgeführt.

Nicht stark gefärbte weisse Weine kann man häufig schon durch Filtriren derselben klar genug machen und direct in den Polarisationsapparat bringen. Nach den Beschlüssen der VI. Generalversammlung des Vereines analytischer Chemiker hat:

1. Die Entfärbung des Weines in der Regel mit Bleiessig zu geschehen.

2. Zum Filtrate des mit Bleiessig gefällten Weines ist ein kleiner Ueberschuss von Kohlensäure zu setzen. 40 Ccm. Weisswein werden mit 2 Ccm. Bleiessig, 40 Ccm. Rothwein mit 5 Ccm. Bleiessig versetzt,, also 40 Ccm. auf 42 Ccm. oder 45 Ccm. gebracht, abfiltrirt und zu 21 Ccm. oder 22, 5 Ccm. Filtrat, 1 Ccm. gesättigte Lösung von kohlen saurem Natron zugefügt.

3. Die Construction des Apparates, sowie die angewandte Rohrlänge sind anzugeben, respective auf 200 Mm. des Wildschen Polaristrobometers zu berechnen.

4. Als mit unvergohrenen Stärke zuckerresten behaftet wird jede Probe betrachtet, welche nach dem Behandeln mit Bleiessig bei 220 Mm. Rohrlänge mehr als 0, 5 °nach rechts dreht, sofern dieselbe nach einem Invertirungsversuch das gleiche oder nur ganz schwach verminderte Rechtsdrehungsvermögen zeigt. 6. Weine mit einem Rechtsdrehungsvermögen von 0, 3 °oder weniger werden als nicht mit unreinem Stärkezucker gallisirt betrachtet. Solche mit einem Drehungsvermögen von 0, 3 ?0, 5 °sind nach dem Alkoholverfahren zu behandeln.

Das Alkoholverfahren besteht in folgendem: Die Weinprobe wird zur Syrupdicke verdampft, unter Umrühren mit 90%-igem
Weingeist vermischt, bis kein Niederschlag mehr entsteht und einige Stunden der Ruhe tiberlassen. Dann giesst man die klar gewordene Flüssigkeit vom klebrigen Niederschlag ab. dampft sie bis auf 50 Ccm. ein und entfärbt mit Thierkohle. Zeigt sich hierauf im WiLD'schen Apparat eine stärkere Rechtsdrehung des Weines als 0, 5 °, so ist derselbe mit Stärkezucker gallisirt worden, meistens findet jedoch wegen der grösseren Concentration des Weines eine Drehung von mehreren Graden statt.

Sehr zuckerreiche Weine, sowie die mit Rohrzucker gallisirten zeigen eine schwache Linksdrehung, ebenso ganz vergohrene Naturweine.

Stark linksdrehende Weine müssen einem Gährungsversuch unterworfen und dann auf ihr optisches Verhalten geprüft werden. Zur Erkennung des echten Malagaweines wird der praktische Arzt mit Vortheil die von der schweizerischen Pharmacopoe, II. Aufl., hier für gegebene Vorschrift benützen: Der Wein muss klar und braun sein und ein specifisches Gewicht von 1, 05 ?1, 07 haben; mit gleichen Theilen Wasser vermischt darf auf Zusatz von Eisenchloridlösung kein Niederschlag und keine graue oder grünliche Färbung eintreten. 10 Theile Malaga mit 5 Theilen Asbest gemischt verdampft und bei 100 °ausgetrocknet, müssen 1, 4 ?2, 0 Theile Extract hinterlassen, welches im Wasser, wieder löslich ist. 100 Theile Malaga mit Ammoniak neutralisirt, müssen nach 12 Stunden einen krystal- linischen Absatz von phosphorsaurer Ammoniakmagnesia geben, welcher geglüht 0, 12 ?0, 14 Theile Rückstand hinterlässt. Der Malaga muss 0, 28 ?0, 38% Asche geben.

Nachweis der schwefligen Säure und von Arsen im Weine.

Man bringt circa 20 Ccm. des zu prüfenden Weines in einen Glascylinder von 4 ?öfachem Volumen, setzt einige Stücke chemisch reinen metallischen Zinkes (frei von Arsen und Schwefel) und weitere 20 Ccm. verdünnter Schwefelsäure oder Salzsäure zu. Auf den Cylinder wird ein Korkstopfen locker aufgesetzt, zwischen beiden wird ein Streifen Piltrirpapier einge klemmt, der vorher mit Bleizucker oder Höhlensteinlösung getränkt worden ist und in den freien Raum des Cylinders herabhängt. Das aus Zink und Schwefelsäure sich entwickelnde Wasserstoffgas reducirt die schweflige Säure zu Schwefelwasserstoffgas, welches das Blei-oder Silberpapier inner halb einer halben Stunde bräunt oder bei Vorhandensein grösserer Mengen schwärzt.

Ist durch das Schwefeln oder durch Fuchsin Arsen in den Wein gelangt, so kann derselbe zugleich mit dieser Probe aufgefunden werden. Taucht m; in nämlich den geschwärzten Silberpapierstreifen in eine Lösung von Cyankalium (1: 8), so verschwindet die durch Schwefelwasserstoff erzeugte Schwärzung sofort, nicht aber die von Arsenwasserstoff herrührende. Diese wird zwar etwas heller, aber das Papier bleibt doch gebräunt.

Nach L. Liebermann destillirt man zur Auffindung der schwefligen Säure 15 ?20 Cctn. Wein in eine verschlossene Vorlage über, verdünnt das Destillat mit dem gleichen Volum Wasser und setzt einige Tropfen Jod säurelösung hinzu. Bei grösseren Mengen schwefliger Säure färbt sich die Flüssigkeit gelbbraun; waren nur Spuren vorbanden, so färbt sich Chloroform beim Schütteln mit der Mischung rosenroth. In 2 Ccm. einer Flüssigkeit, welche auf 500. 000 Theile selbst nur l Theil schweflige Säure enthält, soll diese nach letzterer Methode noch deutlich nachweisbar sein. Nachweis und Bestimmung des Traubenzuckers im Weine gelingen leicht, wenn man die Weinprobe mit dem gleichen Volumen Wasser verdünnt und die Mischung mit FEHLiNG'scher Lösung in bekannter Weise qualitativ und quantitativ prüft. In Weinen, welche sehr süss schmecken, jedoch nur Rohrzucker, nicht aber Traubenzucker enthalten, erhält man erst dann mit alkalischer Zuckerlösung eine Reduction, wenn der Rohr zucker früher invertirt wurde. Es wird daher eine bestimmte Menge Wein mit verdünnter Salzsäure eine halbe Stunde lange gekocht, durch Zusatz von Wasser das frühere Volum wieder hergestellt, mit Soda alkalisch gemacht und dann der Gesammtzuckergehalt wie früher ermittelt. Nach Abzug des etwa ursprünglich erhaltenen Traubenzuckers findet man den Rohrzucker gehalt räch der Proportion 100 Traubenzucker gleich 95 Rohrzucker. Für die Bestimmung des Alkohols im Weine ist eine grosse Anzahl von Methoden angegeben worden, von denen die Destillations methode wohl die einfachste und sicherste ist; sie allein soll hier geschildert werden: Man nimmt 100 Ccm. Wein, giebt dieselben in eine entsprechende Retorte, setzt 25 Ccm. Wasser zu und destillirt mit Liebig'schem Kühler bis auf circa 30 ?35 Ccm. Rückstand in einem 100 Ccm. -Kölbchen, bringt dieses auf die Normaltemperatur von 15 °C, füllt mit destillirtem Wasser bis zur Marke auf, mischt gut durcheinander und bestimmt das specifische Gewicht mit dem Alkoholometer. Zum letzteren sucht man den Alkoholgehalt direct in einer Tabelle. Das Resultat wird durch die im Weine vorhandenen flüchtigen Säuren etwas beeinflusst; um diese Fehler quelle zu eliminiren, fügt man zum ersten Destillat 50 Ccm. Kalkwasser und 50 Ccm. Wasser und destillirt abermals 100 Ccm ab. Die hierzu er forderlichen Alkoholometer verlangen 2 Spindeln, deren Scala die 3. Decimale des specifischen Gewichtes von 0, 970-1, 0 ^0 noch sehr genau ablesen lässt. Die eine Spindel hat eine Theilung von 0, 970 ?1, die zweite von 1, 000 ?1, 030. Die Bestimmung des Extractes wird nach J. Nessler und M. Barth in folgender Weise ausgeführt: 50 Ccm., bei 15 °C. gemessen, werden auf einmal in eine flache Piatinschale von nur etwas über 50 Ccm. Rauminhalt gegeben, die Schale in Porzellanringe von entsprechendem Durchmesser auf ein flott wirkendes Wasserbad gebracht und eine Stunde lang darin er halten. Weiteres dreistündiges Trocknen in einem allseitig von kochendem Wasser umspülten Trockenschranke und Wägen nach dem Erkalten über Schwefelsäure beendigt die Operation


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So entsprechen vor allem die genannten diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen nicht dem aktuellen Stand der Medizin, die Anwendung kann nicht nur die Diagnose einer Erkrankung verzögern, sondern auch direkt den Körper schädigen.

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