Wasser und Wasserversorgung: Wasserreservoir

Heilkundelexikon

Wasser und Wasserversorgung: Wasserreservoir


Sind die Arbeiten einer Wasserversorgung so weit gediehen, dass ein in Qualität und Quantität genügendes Wasser gefunden und gefasst, resp. hergestellt wurde, so handelt es sich darum, dasselbe bis zur Stelle des Gebrauches zuzuführen. Als wesentliches hygienisches Prjncip muss hierbei festgehalten werden, dass das Wasser in genügender Menge jedem Einzelnen zu seinem Gebrauche zugeführt wird; es soll laufendes Wasser in jedem Hause, in jedem Stockwerk eines Hauses und zu jeder Zeit zu haben sein; nur so werden die wesentlichsten Forderungen der Hygiene, die der Reinlichkeit, möglichst vollständig erfüllt. Deshalb hat man auch das System der intermittirenden Wasserzufuhr, wie dies früher in vielen englischen Städten angewendet wurde, fast überall aufgegeben. Bei diesem hatte ein jedes Haus sein in kürzeren oder längeren Zeitabschnitten zu füllendes Reservoir; unter solchen Umständen konnte es sich ereignen, dass das Reservoir bei temporär grösserer Inanspruchnahme geleert ward, ohne dass es möglich war, dasselbe sofort wieder zu füllen*da die Füllung nur zu besonderen Zeiten und völlig unabhängig vom Willen der mit Wasser zu Versorgenden erfolgte. Man benutzt nun, um das Wasser von der Stelle der Entnahme an seinen Bestimmungsort zu leiten, wo dies möglich, die Niveaudifferenz zwischen diesen beiden Localitäten und lässt das Wasser mittels natürlichen Gefälles in gemauerten Canälen (Rohrcanälen oder Röhrenleitungen) in das Hoch- reseryoir einfliessen, oder man bedient sich dort, wo kein natürliches Ge fälle ist, einer Hebungsanlage, von welcher aus das Wasser entweder mit natürlichem Gefälle nach dem zu versorgenden Ort geleitet oder mit directem durch Maschinenkraft erzeugten Druck befördert wird (Hochdruckleitung). Die Versorgung unter Hochdruck kann nur in geschlossener Röhrenleitung (Druck-oder Steigrohr) geschehen, an welche das Röhrennetz entweder direct oder unter Vermittlung eines Reservoirs (Wasserthürmchens oder Hochreservoirs) sich anschliesst. Die Leitung zum Reservoir erfolgt sodann entweder in gemauerten Canälen oder in Rohrcanälen oder in Röhrenleitungen. Die gemauerten Canäle, die wasserdicht, besonders auch gegen das Eindringen von Zuflüssen jeder Art gesichert hergestellt werden müssen, werden mit Einsteigschachten und Ablasscanälen, eventuell bei grösserer Länge noch mit Ventilationsröhren versehen. Um die Canäle gegen Temperatureinflüsse zu schützen, werden sie in den Boden verlegt oder mit Erddämmen von mindestens 0, 8 Meter Höhe bedeckt. Rohrcanäle werden ats kurzen Cement-oder Thonröhren mit kreisrundem oder eiförmigem Profil zusammen gesetzt; bei ihnen werden, um plötzliche Stauungen zu verhüten, Ueberlaufkammern (kleine gemauerte Behälter) angelegt, aus welchen das Wasser durch Ueberlauf einen Ausweg findet. Als Röhrenleitungen kommen vorzugsweise gusseiserne Röhren zur Anwendung, die auf einen Druck von 12 Atmosphären unter gleichzeitigem Abklopfen der Röhre mit eisernen Hämmern von 0, 5 ?1, 5 Kgrm. Gewicht ge prüft werden. Sie werden ebenso wie die Rohrcanäle gegen äussere Ein flüsse, Erschütterungen durch Ueberdeckung mit Erde in der Höhe von 1/2 ? 2 Meter geschützt.

Für kleinere Leitungen hat man auch Asphaltrohre verwendet; Holz röhren haben eine zu beschränkte Dauer (12 Jahre), werden leicht undicht und geben manche Stoffe an das Wasser ab, welche ihm einen Beigeschmack verleihen können. In allen Fällen muss das Material für diese Leitungen derart sein, dass es an das Wasser keinerlei Stoffe abgiebt, aber auch von demselben nicht verändert, angegriffen wird, dass es äusseren Einflüssen und dem Druck gegenüber widerstandsfähig ist und eine vollkommene Dichtigkeit der Canäle, resp. Röhren ermöglicht. Für die Wahl der einzelnen Systeme werden örtliche und finanzielle Gründe massgebend sein; Leitungen aus gemauerten Canälen sind fester,
dauerhafter, der Betrieb bei denselben ein sicherer; sie finden besonders bei langen Leitungen mit grossen Wassermengen Anwendung1; die Rohr- canäle können für grosse Wasserquantitäten nicht weit und stark genug hergestellt werden und sind gegenüber innerem und äusserem Druck weniger widerstandsfähig. Eisenröhren pflegen mitunter durch Bildung von Rost oder von eigenthümlichen Concretionen zu leiden.

Für die Anlage des Hochreservoirs ist mit Rücksicht auf die Grosse der Gesichtspunkt massgebend, dass dasselbe die Schwankungen im Wasser- consum auszugleichen hat. Infolge dessen wird ein Passungsraum ver langt, der dem vollen Tagesbedarf entspricht. Ferner muss auch Vorsorge getroffen werden, dass das Wasser im Reservoir nicht stagnirt; dies wird durch geeignete Situirung der Zu-und Abflussöffnung verhindert, ferner durch die Herstellung eines leichten Gefälles im Reservoir, endlich durch die Anlage von Scheidewänden, die das Wasser von dem Einlauf zum Auslauf in Schlangenwindungen circuliren lassen und demgemäss eine vollständige Mischung des neu herzuströmenden mit dem bereits vorhandenen bewirken. Gegen die Einflüsse der Temperaturschwankungen sucht man das Wasser im Reservoir zu schützen; indem man letzteres in den Boden hinein anlegt, überwölbt und noch mit einer Erdschicht von 1 ?1 1/2 Meter überdeckt oder, wo dies nicht möglich ist, indem man es mit einem Gehäuse umgiebt, mit schlechten Wärmeleitern umkleidet und ausserdem in der warmen Jahres zeit durch Ueberrieselung abkühlt.

Die Anlage des Reservoirs ist auch bedingt durch die Druckhöhe, die man in der Leitung herzustellen hat; diese muss eine solche sein, dass alle Häuser der Stadt in ihren höchsten Stockwerken mit laufendem Wasser versorgt sind. Dies bedingt eine Druckhöhe von 18 ?20 Meter über dem Strassenpflaster, die mit Rücksicht auf Feuerlöschzwecke bis zu 30 Meter gesteigert wird. Allzustarker Druck ist jedoch wegen der infolgedessen sehr leicht eintretenden Undichtigkeiten und Rohrbrüche nicht zulässig, und dort, wo grössere Niveaudifferenzen innerhalb einer Stadt sich zeigen, wird die letztere in einzelne Versorgungsbezirke, Druckzonen, getheilt, von denen jede ein eigenes Reservoir und eigenes Rohrnetz erhält.


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